Samstag, 11. Juni 2016

Sri Lanka (22.4. - 20.5.2016)



Nach einer anstrengenden Reise, die um Mitternacht in Melbourne begonnen hatte, war unsere Ankunft in Sri Lanka super komfortabel. Jay, der Fahrer unserer Kitestation, holte uns am Flughafen ab, lud uns unterwegs auf eine Kokosnuss ein, kaufte eine Auswahl Bananen und erzählte von seiner Heimat. Sri Lanka ist ein interessantes Land: gerade mal so groß wie Bayern beherbergt es Buddhisten, Hinduisten, Muslime und Christen, die friedlich nebeneinander leben und das Land in unterschiedlicher Weise prägen. Kleidung, Umgang und Atmosphäre verändern sich stets, wenn man durch das Land reist. Die demokratische Regierung und der 2009 geschlossene Frieden zwischen Singhalesen und Tamilen scheinen stabil zu sein. Seit Kriegsende entwickelt sich das Land bezüglich Wirtschaft, Bildung und Sicherheit sehr positiv.
Nach 4 Stunden Fahrt entlang der Westküste kamen wir am Nachmittag in der Kleinstadt Kalpitiya an. Abgesehen von einigen Kiteresorts gibt es hier keine besonderen Touristenattraktionen. Die Gegend ist überwiegend muslimisch geprägt, die meisten Wohnhäuser verstecken sich hinter mannshohen Mauern. Tagsüber ist das Städtchen sehr belebt, es sind viele Menschen unterwegs und die Kinder spielen in den Gassen. Zwischen der Ortschaft und dem Kiteresort  an der Lagune liegen 2 km unbefestigte Straße in miserablem Zustand. Auf diesem kaum bewohnten Stück Land begegneten einem regelmäßig viele Esel, Kühe, Hunde, Ziegen und Katzen. Vor allem mit dem Tucktuck eine spaßige Strecke. Leider liegt auch sehr viel Müll rum, der dort im Sinne einer inoffiziellen Mülldeponie abgeladen wird und sich mit dem Wind verstreut.
Das Resort an sich ist mühevoll und hübsch gestaltet. Zwischen Bungalows, Restaurant, Bar und Kiteschule sind bunte, kleine Gärtchen angelegt, die tagein tagaus von einem fleißigen Gärtner gepflegt werden. Es gibt ein Volleyballfeld sowie eine „Chilloutarea“ mit Hängematten, Sitzsäcken, Brettspielen, Büchern und einer schönen Aussicht über die Lagune. 




Als wir ankamen, waren wir mit Georg, einem sehr sympathischen Österreicher, die einzigen Gäste. Das Personal war rundum super nett und bemüht, uns angenehme Tage zu gestalten. Da die Windsaison im Mai gerade erst beginnt, mussten die tatsächlichen Windstunden, die zum Kiten geeignet waren, geduldig erwartet werden. Wir schnappten uns also ein Buch oder Schachbrett, tranken Kokosnüsse, sortierten Fotos oder unterhielten uns, bis die Fahnen vom Wind angehoben wurden. Dann fuhren wir mit dem Boot auf die andere Seite der Lagune und kamen ein bisschen ins Fahren. Nach und nach tröpfelten immer mehr Leute ein. Gemeinsam hatten wir nette Abende, Volleyballspiele und kreative Ideen, wie der Wind anzukurbeln sei.
An einem Vormittag fuhren wir in den nahegelegenen Wilpattu Nationalpark. Der Park ist landschaftlich sehr schön und vergleichsweise wenig touristisch. Wir sahen viele Leguane, Rehe, Büffel, Affen, Pfauen, Greifvögel und einen Elefant. Ein gelungener Ausflug.




Suchbild



Nachdem der Wind immer weiter auf sich warten ließ und nur stundenweise zum Kitesurfen ausreichend war, beschlossen wir unsere eher für das Ende geplante Rundreise nach vorne zu ziehen. Wir ließen die Koffer im Resort zurück und packten nur unsere kleinen Rucksäcke. Unser erstes Ziel, Sigiriya, war gut 200 km entfernt und mit einem Tucktuck und vier verschiedenen Bussen zu erreichen. Die Reise mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Sri Lanka ist einfach und insofern entspannt, jedoch sehr langsam, auf Dauer anstrengend und die Busfahrer fahren wie die gesengte Sau! So kamen wir am späten Nachmittag geplättet im Homestay an und hatten keine große Lust mehr, noch etwas zu unternehmen. Der Sohn der Besitzer unserer Unterkunft sprach sehr gut Englisch. Er versorgte uns mit Tipps und Reiseführern, sodass wir bequem die nächsten Tage planen konnten. 

Am frühen nächsten Morgen bestiegen wir den Lions Rock, einen riesigen Monolith, auf den ein einstiger König (ca. 500 n. Chr.) eine Festung bauen ließ, um seine unrechtmäßig errungene Herrschaft zu verteidigen. Der Fels erhebt sich orange-braun aus der Ebene und wirkt sehr mächtig. Seine Wände sind teils mit jahrhundertealten, restaurierten Fresken (großbusige Frauen) versehen. Oben angekommen hat man aufgrund der flachen Landschaft einen weiten Blick in alle Richtungen. Von der Festung an sich sind nur noch angedeutete Mauern und Treppen übrig. Das zugehörige Museum war ganz nett, leider wurde aber wenig über die Geschichte vermittelt, sodass wir im Nachhinein Wikipedia zu Rate zogen. 








Am Nachmittag fuhren wir mit dem Sohn unserer Gastgeber in einen nahegelegenen Nationalpark, der für seinen Elefantenreichtum bekannt ist. Tatsächlich sahen wir bis zum Abend sicher an die 50 Elefanten in unterschiedlichen, meist kleine Herden. Unsere Begleitung nahm sich viel Zeit, die Tiere mit uns zu beobachten und wusste gut über ihr Verhalten bescheid. 




Der Abend klang aus mit zunächst leichtem Regen, Regenbogen und später Gewitter. Zum Abendessen gingen wir zur Nachbarin des Homestays, die lediglich einen halboffenen Raum mit Küche und drei Tischen als kleines Restaurant führt. Man bestellte nicht per Karte sondern es wurden viele kleine Schalen mit unterschiedlichen Gerichten serviert, sodass man vieles probieren konnte. Sehr lecker und sympathisch, mit einem reichen Obstteller zum Nachtisch.

Am nächsten Morgen fuhr unser Bus um halb sieben los nach Kandy. Gemeinsam mit unseren Gastgebern, Eltern und Sohn in Anzug und Sari, warteten wir auf den Bus und stellten fest, dass der junge Mann in Begleitung seiner Eltern auf dem Weg zu seiner ersten Vorlesung an der Universität war. Alle drei hibbelig, nervös, stolz. Ein großer Tag. Wir hätten ein Foto machen sollen. 

Der Bus fuhr direkt nach Kandy, wo wir gegen elf Uhr den Zug nach Ella nahmen. Mit 20 – 40 km/h juckelten wir durch die Berge. Die Landschaft traumhaft schön, vorbei an Wäldern, Teeplantagen, Bergdörfern, Arbeitern, Teepflückern, Schulkindern. Die Fenstern und Türen des Zuges waren geöffnet, sodass man einen freien Blick hatte und sich sogar aus dem Zug lehnen konnte. 








Sechs Stunden später kamen wir in Ella an - im Regen, und waren klatschnass, bis wir das Homestay erreichten. Es war untergebracht in einem kleinen, schönen Häuschen an einem Hang am Rande der Stadt und bot Aussicht auf die umliegenden Teefelder. Unsere Gastgeberin war sehr nett. Wir unterhielten uns viel in den drei Tagen. Sie hatte zwei Welpen und eine Katzen im Haus. Thomas weiß jetzt, wie sich warme Welpenkacke zwischen den Zehen anfühlt :).
Nachdem der Regen nachgelassen hatte, gingen wir in einem netten Restaurant essen und ließen den langen, schönen, anstrengenden Tag ausklingen. 

Am nächsten Morgen frühstückten wir lecker und in netter Gesellschaft weiterer Gäste. Danach machten wir uns auf den Weg zu einer nahegelegenen Teefabrik. Eine interessante Führung erzählte ein wenig von der Geschichte, hauptsächlich jedoch von den Produktionsschritten qualitativ hochwertigen Tees und seinem Vertrieb. Sri Lanka hieß früher Ceylon und ist für den gleichnamigen Tee bekannt, den die Engländer während ihrer Kolonialherrschaft für sich anbauen ließen. Der Industriezweig ist nach wie vor wichtig für das Land.
Am Nachmittag machten wir eine kleine, aber feine Wanderung auf den Little Adams Peak. Von hier aus hatte man einen weiten Blick über das Land und auf den markant geformten Ellas Rock. 

 
Ellas Rock

Diesen bestiegen wir am folgenden Tag. Der Weg führte zunächst einige Kilometer entlang der Zugschienen (ist dort Gang und Gäbe), danach durch Teeplantagen und einen Wald auf den höchsten Gipfel der Umgebung. Oben bot sich derselbe Ausblick wie tags zuvor, nur von der anderen Seite und von etwas höher. Wir gönnten uns eine Königskokosnuss und genossen die Landschaft für eine Weile. 




Nachdem Thomas immer mehr an seine großen Lieblingsdrachen denken musste, entschieden wir uns nach Kalpitiya zurückzukehren und nahmen am nächsten Tag die lange Reise auf. Sechs Stunden Zugfahrt, drei Busse und ein Tucktuck brachten uns nach 13 Stunden zurück zum Kiteresort. 

Die nächsten und zugleich letzten zehn Tage unserer großen Reise waren geprägt von netter Gesellschaft, leckerem Essen, manchmal Langeweile, Volleyball, Monsunregenüberschwemmungen und schließlich spaßigen und schönen Stunden auf dem Wasser und in der Luft (nur Thomas, der dafür aber umso höher). Unsere Mitbewohner wechselten von Zeit zu Zeit und wir hatten viele schöne, interessante oder lustige Gespräche, Spiele, Abende und hin und wieder einen gemeinsamen Arak (Kokosschnaps). Ein guter Abschluss einer großartigen Zeit.


In guter Gesellschaft

In guter Gesellschaft 2

Monsunregen

Noch mehr Regen

Marc vor unseren Zimmern (die rechte Tür gehört zu uns)



Thomas hüpft


Thomas fährt durch die Zeit



Thomas übt

Thomas hat Spaß



Darkslide





Thomas hüpft über Marc, Marc bekommt Angst :)



Dies war der letzte Abschnitt unserer langen, spannenden Reise und damit auch der abschließende Bericht auf diesem Blog. Wir möchten uns herzlich für Euer stetes Interesse bedanken und für Eure Gedanken, die uns um die Welt begleiteten. Wir hatten eine monstermäßig tolle Abschiedsparty, viele liebe Nachrichten in unterschiedliche Teile der Welt und eine sehr glückliche Rückkunft in unsere Heimat!
 
Ankunft in Süßen

Wir haben ein überwältigendes, erlebnisreiches und leerreiches Jahr hinter uns, das uns vieles aufzeigte. Nicht zuletzt, wie gerne wir Euch um uns herum haben!  

In diesem Sinne: Bis bald!

Christina und Thomas