Nach einer
anstrengenden Reise, die um Mitternacht in Melbourne begonnen hatte, war unsere
Ankunft in Sri Lanka super komfortabel. Jay, der Fahrer unserer Kitestation,
holte uns am Flughafen ab, lud uns unterwegs auf eine Kokosnuss ein, kaufte
eine Auswahl Bananen und erzählte von seiner Heimat. Sri Lanka ist ein
interessantes Land: gerade mal so groß wie Bayern beherbergt es Buddhisten, Hinduisten,
Muslime und Christen, die friedlich nebeneinander leben und das Land in
unterschiedlicher Weise prägen. Kleidung, Umgang und Atmosphäre verändern sich
stets, wenn man durch das Land reist. Die demokratische Regierung und der 2009
geschlossene Frieden zwischen Singhalesen und Tamilen scheinen stabil zu sein.
Seit Kriegsende entwickelt sich das Land bezüglich Wirtschaft, Bildung und
Sicherheit sehr positiv.
Nach 4 Stunden
Fahrt entlang der Westküste kamen wir am Nachmittag in der Kleinstadt Kalpitiya
an. Abgesehen von einigen Kiteresorts gibt es hier keine besonderen Touristenattraktionen.
Die Gegend ist überwiegend muslimisch geprägt, die meisten Wohnhäuser
verstecken sich hinter mannshohen Mauern. Tagsüber ist das Städtchen sehr
belebt, es sind viele Menschen unterwegs und die Kinder spielen in den Gassen. Zwischen
der Ortschaft und dem Kiteresort an der
Lagune liegen 2 km unbefestigte Straße in miserablem Zustand. Auf diesem kaum
bewohnten Stück Land begegneten einem regelmäßig viele Esel, Kühe, Hunde, Ziegen
und Katzen. Vor allem mit dem Tucktuck eine spaßige Strecke. Leider liegt auch
sehr viel Müll rum, der dort im Sinne einer inoffiziellen Mülldeponie abgeladen
wird und sich mit dem Wind verstreut.
Das Resort
an sich ist mühevoll und hübsch gestaltet. Zwischen Bungalows, Restaurant, Bar
und Kiteschule sind bunte, kleine Gärtchen angelegt, die tagein tagaus von
einem fleißigen Gärtner gepflegt werden. Es gibt ein Volleyballfeld sowie eine
„Chilloutarea“ mit Hängematten, Sitzsäcken, Brettspielen, Büchern und einer
schönen Aussicht über die Lagune.
Als wir
ankamen, waren wir mit Georg, einem sehr sympathischen Österreicher, die
einzigen Gäste. Das Personal war rundum super nett und bemüht, uns angenehme
Tage zu gestalten. Da die Windsaison im Mai gerade erst beginnt, mussten die
tatsächlichen Windstunden, die zum Kiten geeignet waren, geduldig erwartet
werden. Wir schnappten uns also ein Buch oder Schachbrett, tranken Kokosnüsse,
sortierten Fotos oder unterhielten uns, bis die Fahnen vom Wind angehoben
wurden. Dann fuhren wir mit dem Boot auf die andere Seite der Lagune und kamen
ein bisschen ins Fahren. Nach und nach tröpfelten immer mehr Leute ein.
Gemeinsam hatten wir nette Abende, Volleyballspiele und kreative Ideen, wie der
Wind anzukurbeln sei.
An einem Vormittag fuhren wir in den nahegelegenen Wilpattu
Nationalpark. Der Park ist landschaftlich sehr schön und vergleichsweise wenig
touristisch. Wir sahen viele Leguane, Rehe, Büffel, Affen, Pfauen, Greifvögel
und einen Elefant. Ein gelungener Ausflug.
Suchbild |
Nachdem der
Wind immer weiter auf sich warten ließ und nur stundenweise zum Kitesurfen ausreichend
war, beschlossen wir unsere eher für das Ende geplante Rundreise nach vorne zu ziehen.
Wir ließen die Koffer im Resort zurück und packten nur unsere kleinen Rucksäcke.
Unser erstes Ziel, Sigiriya, war gut 200 km entfernt und mit einem Tucktuck und
vier verschiedenen Bussen zu erreichen. Die Reise mit öffentlichen
Verkehrsmitteln in Sri Lanka ist einfach und insofern entspannt, jedoch sehr
langsam, auf Dauer anstrengend und die Busfahrer fahren wie die gesengte Sau!
So kamen wir am späten Nachmittag geplättet im Homestay an und hatten keine
große Lust mehr, noch etwas zu unternehmen. Der Sohn der Besitzer unserer
Unterkunft sprach sehr gut Englisch. Er versorgte uns mit Tipps und
Reiseführern, sodass wir bequem die nächsten Tage planen konnten.
Am frühen
nächsten Morgen bestiegen wir den Lions Rock, einen riesigen Monolith, auf den
ein einstiger König (ca. 500 n. Chr.) eine Festung bauen ließ, um seine unrechtmäßig
errungene Herrschaft zu verteidigen. Der Fels erhebt sich orange-braun aus der
Ebene und wirkt sehr mächtig. Seine Wände sind teils mit jahrhundertealten,
restaurierten Fresken (großbusige Frauen) versehen. Oben angekommen hat man
aufgrund der flachen Landschaft einen weiten Blick in alle Richtungen. Von der
Festung an sich sind nur noch angedeutete Mauern und Treppen übrig. Das
zugehörige Museum war ganz nett, leider wurde aber wenig über die Geschichte
vermittelt, sodass wir im Nachhinein Wikipedia zu Rate zogen.
Am Nachmittag fuhren wir mit dem Sohn unserer Gastgeber in
einen nahegelegenen Nationalpark, der für seinen Elefantenreichtum bekannt ist.
Tatsächlich sahen wir bis zum Abend sicher an die 50 Elefanten in
unterschiedlichen, meist kleine Herden. Unsere Begleitung nahm sich viel Zeit,
die Tiere mit uns zu beobachten und wusste gut über ihr Verhalten bescheid.
Der
Abend klang aus mit zunächst leichtem Regen, Regenbogen und später Gewitter.
Zum Abendessen gingen wir zur Nachbarin des Homestays, die lediglich einen
halboffenen Raum mit Küche und drei Tischen als kleines Restaurant führt. Man
bestellte nicht per Karte sondern es wurden viele kleine Schalen mit
unterschiedlichen Gerichten serviert, sodass man vieles probieren konnte. Sehr
lecker und sympathisch, mit einem reichen Obstteller zum Nachtisch.
Am nächsten Morgen fuhr unser Bus um halb sieben los nach
Kandy. Gemeinsam mit unseren Gastgebern, Eltern und Sohn in Anzug und Sari,
warteten wir auf den Bus und stellten fest, dass der junge Mann in Begleitung
seiner Eltern auf dem Weg zu seiner ersten Vorlesung an der Universität war.
Alle drei hibbelig, nervös, stolz. Ein großer Tag. Wir hätten ein Foto machen
sollen.
Der Bus fuhr
direkt nach Kandy, wo wir gegen elf Uhr den Zug nach Ella nahmen. Mit 20 – 40
km/h juckelten wir durch die Berge. Die Landschaft traumhaft schön, vorbei an
Wäldern, Teeplantagen, Bergdörfern, Arbeitern, Teepflückern, Schulkindern. Die
Fenstern und Türen des Zuges waren geöffnet, sodass man einen freien Blick
hatte und sich sogar aus dem Zug lehnen konnte.
Sechs Stunden später kamen wir in
Ella an - im Regen, und waren klatschnass, bis wir das Homestay erreichten. Es
war untergebracht in einem kleinen, schönen Häuschen an einem Hang am Rande der
Stadt und bot Aussicht auf die umliegenden Teefelder. Unsere Gastgeberin war
sehr nett. Wir unterhielten uns viel in den drei Tagen. Sie hatte zwei Welpen
und eine Katzen im Haus. Thomas weiß jetzt, wie sich warme Welpenkacke zwischen
den Zehen anfühlt :).
Nachdem der
Regen nachgelassen hatte, gingen wir in einem netten Restaurant essen und
ließen den langen, schönen, anstrengenden Tag ausklingen.
Am nächsten
Morgen frühstückten wir lecker und in netter Gesellschaft weiterer Gäste.
Danach machten wir uns auf den Weg zu einer nahegelegenen Teefabrik. Eine
interessante Führung erzählte ein wenig von der Geschichte, hauptsächlich
jedoch von den Produktionsschritten qualitativ hochwertigen Tees und seinem
Vertrieb. Sri Lanka hieß früher Ceylon und ist für den gleichnamigen Tee
bekannt, den die Engländer während ihrer Kolonialherrschaft für sich anbauen
ließen. Der Industriezweig ist nach wie vor wichtig für das Land.
Am
Nachmittag machten wir eine kleine, aber feine Wanderung auf den Little Adams
Peak. Von hier aus hatte man einen weiten Blick über das Land und auf den
markant geformten Ellas Rock.
Diesen bestiegen
wir am folgenden Tag. Der Weg führte zunächst einige Kilometer entlang der
Zugschienen (ist dort Gang und Gäbe), danach durch Teeplantagen und einen Wald
auf den höchsten Gipfel der Umgebung. Oben bot sich derselbe Ausblick wie tags
zuvor, nur von der anderen Seite und von etwas höher. Wir gönnten uns eine
Königskokosnuss und genossen die Landschaft für eine Weile.
Nachdem Thomas immer mehr an seine großen Lieblingsdrachen
denken musste, entschieden wir uns nach Kalpitiya zurückzukehren und nahmen am
nächsten Tag die lange Reise auf. Sechs Stunden Zugfahrt, drei Busse und ein
Tucktuck brachten uns nach 13 Stunden zurück zum Kiteresort.
Die nächsten
und zugleich letzten zehn Tage unserer großen Reise waren geprägt von netter
Gesellschaft, leckerem Essen, manchmal Langeweile, Volleyball, Monsunregenüberschwemmungen
und schließlich spaßigen und schönen Stunden auf dem Wasser und in der Luft
(nur Thomas, der dafür aber umso höher). Unsere Mitbewohner wechselten von Zeit
zu Zeit und wir hatten viele schöne, interessante oder lustige Gespräche,
Spiele, Abende und hin und wieder einen gemeinsamen Arak (Kokosschnaps). Ein
guter Abschluss einer großartigen Zeit.
In guter Gesellschaft |
In guter Gesellschaft 2 |
Monsunregen |
Noch mehr Regen |
Marc vor unseren Zimmern (die rechte Tür gehört zu uns) |
Thomas hüpft |
Thomas fährt durch die Zeit |
Thomas übt |
Thomas hat Spaß |
Darkslide |
Thomas hüpft über Marc, Marc bekommt Angst :) |
Dies war der
letzte Abschnitt unserer langen, spannenden Reise und damit auch der
abschließende Bericht auf diesem Blog. Wir möchten uns herzlich für Euer stetes
Interesse bedanken und für Eure Gedanken, die uns um die Welt begleiteten. Wir
hatten eine monstermäßig tolle Abschiedsparty, viele liebe Nachrichten in
unterschiedliche Teile der Welt und eine sehr glückliche Rückkunft in unsere
Heimat!
Wir haben
ein überwältigendes, erlebnisreiches und leerreiches Jahr hinter uns, das uns
vieles aufzeigte. Nicht zuletzt, wie gerne wir Euch um uns herum haben!
In diesem
Sinne: Bis bald!
Christina
und Thomas