Montag, 28. September 2015

11.-19. September

Am Freitag den 11.9. verabschiedeten wir uns von Christinas Gasteltern und fuhren weiter Richtung Westen. Nachdem wir die weite, trockene Huegellandschaft von Kansas (ein bisschen wie im Indianerbuch) durchquert hatten, fuhren wir nachts einen Walmart am Fusse der Rocky Mountains, etwa 20 Meilen westlich von Denver an. Bei den meisten Walmarts darf man auf dem Parkplatz uebernachten. Das ist fuer Naechte auf der Durchreise praktisch, da man einen Laden und Toiletten zur Verfuegung hat (das Uebernachten auf Raststaetten ist nicht erlaubt). Leider wurde in dieser Nacht ab ungefaehr 2 Uhr morgens der Parkplatz gesaeubert, aber die erste Nacht in unserem Windstar auf einem Supermarkt-Parkplatz bleibt trotzdem in guter Erinnerung :).
Ab dem naechsten Morgen fuhren wir fuer 8 Tage durch die unterschiedlichsten und unglaublichsten Landschaften: Durch die Rocky Mountains, durch eine karge Landschaft aus rot-braun gestreiften, alleinstehenden Felstuerme­n­­­ und Bergketten im Westen Colorados, durch die Wueste Utahs mit absurden Felsformationen, bis hin zu einer wunderbar herbstlich gefaerbten Berglandschaft beim tuerkiesblauen Bear Lake, auch in Utah. Danach durch den Grand Teton Nationalpark mit aus einer Hochebene aufragenden Bergen von bis zu 4200m, die von einer gewaesser- und tierreichen Waldlandschaft umgeben sind, und schliesslich durch den Yellowstone Nationalpark, in dem es aufgrund einer riesigen darunterliegenden Magmakammer aus unzaehligen Loechern in allen erdenklichen Farbtoenen dampft, blubbert und sprudelt.
Die Erfahrung  dieser verschiedenen, unfassbar schoenen Naturwunder und Tierbegegnungen in so kurzer Zeit war ueberwaeltigend! Wir hoffen die Bilder vermitteln einen Eindruck davon :).
Die Rocky Mountains sehen zwischen Denver und dem Colorado National Monument (sie ziehen ja von Sued-USA bis hoch nach Alaska) wie ihr Name beschreibt, in der Struktur sehr felsig und trocken aus, und vom Umriss her nicht so kantig wie die Alpen. Schoen zum Durchfahren, aber nicht gerade zum Wandern einladend. Der Highway fuehrt die meiste Zeit am Colorado River entlang, erst zwischen den Bergen durch, dann in ein breites Tal. Im Sueden geht die Landschaft in eine rot-braune Bergkette mit vorgelagerten Felstuermen ueber, das Colorado National Monument. Hier uebernachteten wir auf einem Campingplatz im Nationalpark mit toller Aussicht ueber das Tal und machten eine lange Wanderung. Leider oder zum Glueck sind wir keinem dort heimischen Bergloewen begegnet. Dafuer umso mehr Hoernchen und Hasen :).

Colorado National Monument




Am naechsten Tag fuhren wir weiter nach Utah in den Arches Nationalpark. Hier gibt es mehrere Steinboegen, die durch Erosion ueber tausende von Jahren entstanden sind. Viele sehen in ihrer Statik instabil und dadurch faszinierend aus. Auch andere unwahrscheinliche Formationen, wie grosse Felsen auf schmalen Tuermen, sind zu sehen. Wir machten eine Wanderung im „Devilsgarden“ auf einem nicht ganz einfachen, aber sehr schoenen Trail durch Sand und ueber Felsen.







Ab hier fuhren wir Richtung Salt Lake City und dann vom Highway runter in die Berge nach Nordosten. Es ging etwa 40 Meilen durch wunderschoene, herbstliche Waelder, bis wir (auf unserem Weg zum Grand Teton Nationalpark) oberhalb des tuerkiesfarbenen Bear Lakes herauskamen, der in dieser bunt gefaerbten Huegellandschaft einfach grandios aussieht. Da wir hier einen guten und preiswerten Campingplatz am Ende des Sees fanden, blieben wir zwei Naechte. Ich (Chirstina) hatte einen schoenen Geburtstag mit vielen lieben Nachrichten von Euch und einem tollen Essen im Panoramalokal „Coopers“. Absolut zu erwaehnen ist auch der „beruehmte“ und tatsaechlich furchtbar leckere Himbeershake aus Garden City (ist eine Himbeerregion).




Der Grand Teton Nationalpark befindet sich am suedwestlichen Ende des Yellowstone Nationalparks. Er ist weit weniger bekannt, aber in seiner Landschaft fast noch schoener und imposanter. Aus einer etwa 2200 m hohen Ebene ragen bis zu 4200 m hohe (Grand Teton), schneebedeckte Berge auf. Sie sind umgeben von einer gewaesser- und tierreichen Waldlandschaft. Auf unseren Wanderungen und auf dem Camping sahen wir Hirsche, einen Fuchs, einige Streifenhoernchen und Voegel aus allernaechster Naehe. Bei den Hirschen bin ich sogar ein wenig erschrocken, weil ich sie erst sah, als wir etwa 4 m entfernt an ihnen vorbeiliefen. Ausserdem konnten wir Greifvoegel beobachten, sahen zwei Biberbause und Baerenspuren an Boden und Baeumen. Mir wurde da schon ein bisschen mulmig, aber wir hatten ja unser Bearspray dabei (starkes Pfefferspray mit einer Reichweite von 10-15 m) und mein Experte Thomas war sich ganz sicher, dass sie alt sind :). Naja, laut Statistik ist eine bedrohliche Begegnung unwahrscheinlich und ein bisschen Muffensausen macht es ja auch aufregend und heftet sich gut in die Erinnerung :). Es waren jedenfalls zwei sehr schoene Wanderungen mit tollen Ausblicken und tierischen Begegnungen. Allerdings haben wir nachts gefrohren wie die Sau. Tagsueber nasskalte 10-15 Grad und nachts um die 0 Grad Celsius. Und wir ausgeruestet mit zwei alten Sommerschlafsaecken und einer 20$ Walmart-Decke….







Der Yellowstone Park ist deutlich groesser und dadurch abwechslungsreicher in der Landschaft, aber vorallem beeindruckend durch tausende heisse Quellen und dampfende Loecher, die in vielen Farben leuchten und sprudeln. Es ist kaum zu beschreiben. Total abgefahren sind auch die Flaechen darum, ueber die das heisse Wasser ablaeuft. Aufgrund von Bakterienkulturen und Mineralien nehmen sie kraeftige Farben und Muster an. Der staendige Dampf (Nebel und Geruchsbelaestigung) macht es einem nicht leicht, die Farben in ihrer Intesitaet mit der Kamera aufzunehmen, aber wir hoffen ihr bekommt einen Eindruck davon. Es ist wirklich atemberaubend. Wir besuchten auch den Grand Canyon oft the Yellowstone mit seinen praechtigen Wasserfaellen und fuhren einige Meilen in den weniger bewaldeten Nordosten des Parks, wo wir durch das Fernrohr einer netten Familie einen Baer aus weiter Entfernung beobachten durften. Der Baer, den Thomas mit unserer Kamera versuchte aufzunehmen, stellte sich beim genaueren Betrachten der Bilder allerdings leider als Fels heraus :).




















Vor allem diese zwei Parks waren fuer uns ein riesen Erlebnis. Ein grosser Unterschied zwischen ihnen ist, dass man im Grand Teton eher wandert oder vom Auto aus die Landschaft bewundert, waerend man im Yellowstone Park von Geysir zu Geysir zu Canyon oder heisser Quelle faehrt, und dort meist mit vielen Anderen auf befestigten Holzwegen durch die Landschaft spaziert. Das geht leider nicht anders, weil sonst die Gefahr zu gross waere durch den duennen Boden in eine der heissen Quellen einzubrechen, und dadurch nicht nur die Landschaft, sondern auch den eigenen Fuss zu gefaehrden. Oft gibt es Stau weil die Parkplaetze voll sind oder weil ein Bueffel oder Hirsch die Strasse entlang laeuft. Die Parks ergaenzen sich gut in der Form des Erlebens und man sollte unbedingt beide besuchen, wenn man auch ein bisschen privater die Natur erkunden moechte.
Nach diesem Abschnitt unserer Reise soll es nun an die Kueste gehen. Zunaechst nach Seattle, dann auf die Kuestenstrasse  (Highway 101 und 1) in suedlicher Richtung.

Wie immer senden wir euch Liebe Gruesse und freuen uns ueber eure Nachrichten.

Christina und Thomas


Donnerstag, 10. September 2015

Chicago und Kansas (2.9.-11.9.)

Am Mittwoch fuhren wir von Torsten los nach Chicago. Die Fahrt dauerte ca. 4 Stunden, aber wer nachmittags um 3 Uhr durch die Chicago faehren moechte, muss sich offensichtlich schon auf Feierabendverkehr gefasst machen. Im Stau fing das Auto an zu ruckeln und etwa 15 Minuten spaeter standen wir auf dem Standstreifen einer Ausfahrt und das Auto wollte nicht mehr anspringen. Wir bekamen zum Glueck Starthilfe, die uns nochmal grob 5 Minuten Richtung Hostel fuhren liess, dann wars vorbei und der Windstar stand am Strassenrand. Gluecklicherweise waren wir nur einige Minuten Fussweg vom Hostel entfernt und so konnte ich (Christina) hinlaufen und einen Abschleppdienst und eine Werkstatt organisieren (lassen), waerend Thomas beim Auto wartete. Es stellte sich heraus, dass die Lichtmaschine hinueber war und sie konnte ueber Nacht ausgetauscht werden...also alles halb so wild. Jedenfalls viel besser als irgendwo im nirgendwo stehen zu bleiben, dachten wir uns. 

Chicago ist bekannt fuer seine Deep-Dish-Pizza: sehr butterlastiger Teig, darauf eine dicke Schicht Kaese und darauf wenig Tomatensosse und viel Wurst. Man moechte ja kein Kulturbanause sein, das war also unser 1. Abendessen mit Riesencookie und Eiscreme zum Nachtisch. John hatte uns erklaert es gaebe eine Art Konkurrenzkampf zwischen New York Style Pizza und Chicago Style Pizza...." Also wir sind eher so die Italien Style Pizza Typen.

Im T-shirt und bei schoenem Abendlicht sind wir noch ein paar Stunden zwischen Hochhaeusern und am See (Lake Michigan) entlang durch die Stadt getingelt. Am Seeufer gibt es einen Kilometerlangen Weg auf dem sich hunderte Sportler austoben. Sehr schoene Stimmung an so einem lauen Sommerabend. Der See wirkt eher wie ein Meer, da man das gegenueberliegende Ufer nicht sieht.

Die naechsten zwei Tagen waren wir in einigen Museen (wirklich sehenswert ist das Institute of Art und das Field Museum (Archaeologie und Voelkerkunde)), sind viel gelaufen, Hochbahn gefahren und waren auf dem weltberuehnten Willis-Tower. Bis vor einigen Jahren war das das hoechste Gebaeude der Welt und man kann von 412m ueber der Stadt einen Ueberblick gewinnen. 

Chicago ist eine absolut coole Stadt mit kleinen Kunstwerken ueberall und vielen unterschiedlichen Menschen. Die Atmosphaere ist nicht so Business-lastig wie in Boston. Mitten in der Stadt gibt es eine 10mx13mx20m grosse verchromte Bohne, in der sich die Stadt und Menschen in allen moeglichen Formen und Verzerrungen spiegeln. Was fuer eine grandiose Idee! Kunst, die seine Umgebung mit einbezieht. Zwei bis drei Meilen vom Zentrum entfernt sind die Wohngebiete gruen und die Haeuschen huebsch ohne aufzutragen. Schauts euch an, wenn ihr in der Gegend seid.









Am Freitag Nachmittag brachen wir nach Kansas auf. Etwa 10 Stunden Fahrt durch flache und huegelige Maisfelder bis nach Hoyt, 20 Meilen noerdlich der Hauptstadt Topeka. Voellig geraedert von Stadt und Fahrt konnte ich in meinem alten Bett vor lauter Aufregung trotzdem nicht schlafen. Die Gegend ist so laendlich, dass benachbarte Haeuser ca. 300 - 400 m voneinander entfernt stehen. Meine Gasteltern haben ca. 32 km2 Land mit viel Wiese, kleinen Waeldchen und einem See (siehe Bild). Das Grundstueck ist sehr huebsch, aber auch sehr abgeschieden. Wir vertreiben uns unsere Zeit mit Quad fahren, Frisbee spielen, auf dem See paddeln, Karten spielen, reden, essen. Thomas durfte heute auch mal Gewehr und Pistole schiessen. Heute abend gehen wir vielleicht ins Kasino und versuchen unser Glueck mit einem 25 $ Gutschein, den jeder Neuankoemmling bekommt in der Hoffnung, dass er haengen bleibt und sein eigenes Geld verspielt (50 $ gewonnen :)). Das Leben hier ist mehr anders, als man es von Deutschland aus vermutet. In jedem Fall ist es eine interessante Erfahrung, das Leben im mittleren Westen der USA fuer ein paar Tage oder Wochen kennenzulernen. Als Europaeer sieht man vieles kritisch, aber man lernt auch Dinge zu verstehen, die einem vorher nicht klar waren. Es ist toll meine Gasteltern wiederzusehen und alte Freunde zu treffen.

Unterwegs: Maisfelder
Thomas auf dem Lake Clinton

Grundstueck meiner Gasteltern

Grundstueck meiner Gasteltern








Der naechste Abschnitt unserer Reise wird von Natur und Landschaften gepraegt sein. Am Freitag moechten wir ueber Colorado und Utah (Colorado National Monument, Arches National Park und Salt Lake City) Richtung Grand Teton und Yellowstone Nationalpark aufbrechen. Er liegt im Durchschnitt 2400 m uber dem Meeresspiegel und wir hoffen, dass wir bei derzeitigen Nachttemperaturen von bis zu 0 Grad Celsius ueberhaupt im Auto uebernachten koennen. Eventuell steht auch noch der Glacier Nationalpark an der Grenze zu Kanada auf dem Programm, bevor wir an die Pazifikkueste nach Washington fahren.

Viele Gruesse und bis bald,

Christina und Thomas