Montag, 26. Oktober 2015

Nicaragua - Erste Eindruecke

Ein paar allgemeine Infos: Nicaragua ist laut unserem Reisefuehrer das aermste und gleichzeitig eines der sichersten Laender in Mittelamerika (zumindest zur Zeit). Die Wirtschaft besteht hauptsaechlich aus Landwirtschaft, wenigen (vor allem chinesischen) Firmen und einer aufstrebenden Tourismusbranche. Oktober ist der letzte Monat der Regenzeit, deshalb ist es momentan noch sehr schwuel. Ab November/Dezember geht die Windsaison los und das Wasser wird aufgrund der Meeresstroemungen wieder kaelter (im Moment hat es wahrscheinlich um die 30 Grad).
In den Staedten stehen die Haeuser bunt und eng aneinander, man hoert immer und ueberall Musik und die Menschen sind viel draussen. Wir wohnen bei einer Gastfamilie in San Juan del Sur. In Nicaragua leben meist Grosseltern, Eltern und Kinder gemeinsam unter einem Dach, sofern es die Arbeit erlaubt.

In unserer ersten Woche haben wir einen Spanischkurs belegt, den wir noch fuer eine weitere Woche fortfuehren werden. Morgens ist Unterricht von 8-12 Uhr, nachmittags werden teilweise Ausfluege oder Aktivitaeten angeboten. Bisher waren wir an unterschiedlichen kleinen Strandbuchten (Thomas hat sich ein Surfboard ausgeliehen), und haben im Regenwald eine Leguan-Aufzuchtstation besucht. Das Staedtchen ist in etwa so gross wie Reichenbach, liegt direkt am Meer und hat viele kleine Laeden, in denen man beinahe alles bekommt. Im Moment ist Nebensaison und daher nicht viel los, aber man merkt deutlich, dass sich San Juan bereits stark auf den Tourismus eingestellt hat. 

Hier einige Bilder aus unserer ersten Woche.

Thomas im Fahrtwind

Bahia de San Juan del Sur

Junger Leguan

Unsere Spanischschule

Thomas am Playa el Romanso

Playa el Romanso

In San Juan

Bootsfahrt zum Playa el Toro

Playa el Toro

Playa el Toro

Ausblick vom Hausberg San Juans

San Juan del Sur


Schoene Gruesse aus Nicaragua,

Thomas und Christina

Seattle bis LA (20.09.-16.10.)

In Seattle zahlten wir zum ersten Mal den Preis fuer unser spontanes Reisen ohne Vorbuchen: Nach einigen vergeblichen Versuchen ein Zimmer im Hostel zu bekommen, landeten wir am Ende auf einem Camping, dessen sanitaere Anlagen in diesem Jahr wohl noch keinen Lappen oder sonstiges Reinigungswerkzeug gesehen haben. Das liess uns die Zeit dort knapp halten.
Zur Stadt: Am Pikes Place Market, der ein reiches Angebot an internationalen Lebensmitteln, lokalen Produkten, aber vor allem auch lokaler Kunst bietet, gab es philippinisch zubereitetes Huhn zum Mittagessen. Wir tranken einen Kaffee im Cafe gegenueber der ersten Starbucks-Filiale und liefen ein wenig durch die Stadt in Richtung Space Needle. Von da oben hat man einen wunderbaren Blick auf das vom Wasser umgebene Seattle und den ueber 4000 m hohen Mount Rainier. Die Stadt ist ueberschaubar, etwa so gross wie Stuttgart. Wir besuchten noch ein Glaskunst Museum (Chihuli) und spazierten durch unterschiedliche Viertel. Viele Plakate zu Veranstaltungen und eine grosse alternative Szene lassen vermuten, dass man noch einiges entdecken koennte, wenn man sich Zeit dafuer nimmt. 
Space Needle

EMP Museum (Musik und Film)

Easy Rider Bike

Chihuli Glaskunst

Chihuli und Spaceneedle

Mount Rainier ueber der Stadt

Rechts neben den Hochhaeusern sieht man den Mount Rainier


Nach Seattle fuhren wir den Kuestenort Newport in Oregon an, womit wir endlich den Pazifik erreichten. Ein schoener Camping mit einem Weg durch den Wald und dann ueber die Duenen zum Strand. Ein bisschen wie am Cap Feret :-)

Newport

Newport

Kueste Oregon

Kueste Oregon
  
Die Redwood Forests beginnen im Norden Californiens und begleiten einen entlang der Kueste in Richtung Sueden. Immer wieder faehrt man durch Waelder mit riesigen, uralten Rotholz-Baeumen. Wenn man einen Spaziergang in einem der State- oder Nationalparks macht, kommt man sich vor als sei man geschrumpft. Das coole ist, dass es nicht einzelne grosse Baeume sind, die in einem normalgrossen Wald stehen. Der ganze Wald ist riesig, wie verzaubert. Aufgrund der massiven Staemme mit grob gefurchter Rinde spuert man foermlich, wie alt der Wald sein muss. Der sogennante „Big Tree“, ein besonders grosses Exemplar mit ueber 6 m Durchmesser, wird auf 1500 Jahre geschaetzt. 

Irgendwann mal umgefallen


Thomas spuelt gerne ab :)

 





Weiter Richtung Sueden haben wir fuer zwei Tage in Cleone Halt gemacht. Unweit vom Strand gab es eine kleine Kolonie Seeloewen, die taeglich auf den Felsen in der Sonne lagen. Ein Stueckchen weiter konnte man zwischen den Felsen in kleinen „Tide-Pools“ den zurueckgebliebenen Meerestieren beim Tagesgeschaeft zuschauen. Zwei Tage mit viel am Strand entlanglaufen, Tiere beobachten, grillen, essen, Wein trinken, schreiben, waschen.







Wunderschoen, aber nicht zum Kiten geeignet
Bevor wir ueber die Golden Gate Bridge nach San Francisco fuhren, gab es nochmal einen kurzen Boxenstopp: im rechten Vorderrad hatte sich eine Schraube verhakt, sodass der Reifen getauscht werden musste. Dank Yelp (eine App) fanden wir schnell eine Werkstatt und das Ganze ging unkompliziert in zwei Stunden ueber die Buehne.
Nach der obligatorischen Fotoserie der Golden Gate Bridge mit San Francisco und Alcatraz im Hintergrund mussten wir uns allerdings schleunigst auf die Suche nach einem Campingplatz machen, anstatt noch in die Stadt zu fahren. In der Half Moon Bay 30 km suedlich von San Francisco wurden wir fuendig und kamen gerade noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang. Richtung Norden schaut man direkt zum Pillars Point (Surfspot Mavericks).

Kurz vor San Francisco




Pillars Point

Am naechsten Tag fuhren wir in die Stadt und spazierten an den Piers entlang (Seeloewen) und durch verschiedene Stadtviertel. Es gibt einen kleinen Finanz-/Businessdistrict, sonst besteht die Stadt fast nur aus Wohnhaeusern. Das einzigartige ist die Lage in den Huegeln. Quasi jedes Haus steht am oder auf einem Hang. Es ist schwer in Fotos festzuhalten wie steil diese oft sind. Wir haben jedenfalls das ein oder andere Mal gestaunt wie schief die Autos parken und wie anstrengend ein Stadtspaziergang werden kann. Eine Strasse (Lombard) ist sogar in Serpentinen angelegt, weil sie sonst zu steil fuer Autos waere (fuer die Fussgaenger gibt es Treppen).
Beeindruckend war auch Chinatown. Es beherberge angeblich die groesste chinesische Population ausserhalb Chinas. Und wenn man ein-zwei Querstrassen entfernt von der Hauptstrasse des Viertels entlanglaeuft, kann man tatsaechlich das Gefuehl bekommen in China zu sein. Es wird nur chinesisch gesprochen, die Laeden und Produkte sind chinesisch, und natuerlich die Menschen. Selbst die Preise haben nichts mit denen im Land drumherum zu tun. 

Faule Seehunde






Nach unserem San Francisco Ausflug hatten wir ein sehr leckeres gemeinsames Abendessen vom Grill mit zwei Frisbee-Freunden aus Deutschland, Marie und Sebastian. Danke nochmal :-).

Noch am selben Abend fuhren wir nach San Jose zu Barbara und Juergen. Barbara ist eine Freundin meiner (Christinas) Eltern aus Studienzeiten. Sie nahmen uns fuer eine Woche als ihre Gaeste auf und so konnten wir von dort aus die Gegend erkunden. Barbara ist die perfekte Gastgeberin: Wir bekamen super leckeres Fruehstueck mit richtigem Brot und Kaese, Eiern, Marmelade und starkem, frisch gemahlenem Kaffee! Sie und Juergen wohnen seit ueber 20 Jahren in Kalifornien und kennen sich bestens aus. Mithilfe ihrer Tipps konnten wir die Woche mit interessanten und schoenen Unternehmungen fuellen.
Im Golden Gate Park in San Francisco besuchten wir ein Kunstmuseum und ein Festival (Hardly Strictly Bluegrass). Das Festival war umsonst und mit unterschiedlichen Musikrichtungen auf insgesamt 6 Buehnen. Das Publikum reichte von Babys und Kleinkindern, ueber Jugendliche bis hin zu Omas und Opas; von schick, ueber wenig an, ueber Batik-T-Shirts, Oekoklamotten, Surferstyle und viele Individualisten - sehr vielfaeltig. Fuer uns unmoeglich auszumachen, wie die aktuelle Mode in San Francisco aussieht. Und es wurde ueberall, von Jedermann und grosszuegig gedampft J. Die naechsten Tage fuhren wir in die Kuestenorte Santa Cruz und Monterey. Santa Cruz ist ein gemuetlicher Surferort (wo Santa Cruz Skateboards und O’Neill Wetsuits herkommen), Monterey ist eher was fuer dicke Geldbeutel. Hier besuchten wir ein tolles Aquarium, das mit einer Forschungsstation verbunden ist und hauptsaechlich die lokale Tierwelt der Monterey Bay zeigt. Riesige Becken mit Hammerhaien, Rochen, Tunfischen, Fischschwaermen, Seeottern und vielem mehr.
Da einen Tag spaeter guter Wind vorhergesagt war, machten wir uns auf in die Half Moon Bay um kiten zu gehen. Leider war es dafuer bei gemessenen 12 bis 30 Knoten zu boeig. So sahen wir uns den beruehmten Surfspot Mavericks genauer an und beobachteten dort Moewen, Pelikane, Seehunde und natuerlich die Wellen (die zu dieser Jahreszeit leider nicht so gross sind).


Hardly Strictly Bluegrass Festival

Santa Cruz

Monterey Aquarium
Mavericks Surfspot

Pelikane

Mavericks Surfspot

Seehund im Wasser


Weiter auf der Kuestenstrasse in Richtung Sueden folgten zwei Kite- und Lesetage in Morrobay und Oceano (Pismo). Thomas machte auf dem Wasser die Bekanntschaft mit einem Seeotter und einem Seehund.

Seeelefanten kurz vor Morro Bay






Bevor man auf dem Highway 1 nach Los Angeles gelangt, faehrt man durch einige schicke, wohlhabende Kuestenorte. Waehrend Santa Barbara eher ein Surferort mit Universitaet und vielen jungen Leuten ist, bekommt man in Malibu den Eindruck in einem Getto fuer Reiche zu sein. Eine Villa groesser als die andere. Zum Teil abgeschirmt durch hohe Zaeune und Mauern mit Privatstrand, zum Teil pompoes am Hang sitzend. Am Strand die aus Baywatch bekannten Rettungsschwimmerstationen (allerdings ohne rote Badeanzuege und Badehosen). Tatsaechlich verdient man als Rettungsschwimmer in der Gegend anscheinend richtig gutes Geld, hat man uns erzaehlt. Die Wellen brechen hier sehr sauber und man sieht ueberall viele Surfer auf dem Wasser.

In LA wohnten wir eine Woche ueber Airbnb bei einem sehr netten, jungen Ehepaar in einem Haus mit Meerblick. Ein absoluter Gluecksgriff. Zusaetzlich hatten wir das Vergnuegen, dass Thomas Schulfreund Goran zur selben Zeit nach LA kam und uns seinen ehemaligen Wohnort von anderen Seiten zeigen konnte, als wir sie durch unseren Reisefuehrer entdeckt haetten. Mit ihm fuhren wir hauptsaechlich entlang der Kueste in unterschiedliche Stadtviertel und an Straenden entlang bis nach Newport (wo Klinsi wohnt). Die Gegend suedlich von LA ist superteuer. Einige der Staedtchen sind von Kanaelen durchzogen, an denen hinter Wohnhaeusern die privaten Yachten parken.
Jedenfalls gingen wir in wohl ausgesuchten, am Meer gelegenen Restaurants essen und trinken, gingen abends an einem der Piers aus und genossen den Sonnenuntergang auf einer Rooftop-Bar im Zentrum LAs.


Nach diesem angenehmen Einstieg kamen wir allerdings ein wenig in Stress: Wir mussten in kuerzester Zeit unser Auto verkaufen um unseren gebuchten Flug nach Nicaragua zu bekommen. Wir schalteten eine Verkaufsanzeige bei Craigslist (wo wir unser Auto auch erworben hatten) und stellten leider erst spaet fest, dass die Gesetze bezueglich Autozulassungen in Michigan und Californien reichlich unterschiedlich sind. Zwischendurch kam sogar die Befuerchtung auf, wir koennten das Auto ohne Abgasuntersuchung auf legalem Wege ueberhaupt nicht verkaufen und muessten es spenden oder verschrotten lassen. Zusaetzlich hatten wir mit der meist unverbindlichen Art der Amerikaner zu kaempfen. Am ersten Tag machten 6 Anrufer Termine mit uns aus, von denen kein einziger zustande kam. Lange Rede, kurzer Sinn: Am Ende verkauften wir das Auto am Tag vor unserem Abflug in Berverly Hills :) zu einem Spottpreis an ein Guatemalisches Ehepaar, bei dem die Frau in einer der Villas arbeitete.

Danach hat alles super geklappt und wir hatten einen guten Flug ueber Mexiko City nach Nicaragua..

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Das war unser Nordamerika-Erlebnis. Das weite Reisen mit dem Auto war zwar anstrengend, aber sehr vielfaeltig. Die USA sind groesser und die einzelnen Staaten unterschiedlicher als man es von Europa aus vermutet. Wir sind um viele Eindruecke und Erfahrungen reicher geworden.

Liebe Gruesse von uns,

Thomas und Christina