In Seattle
zahlten wir zum ersten Mal den Preis fuer unser spontanes Reisen ohne
Vorbuchen: Nach einigen vergeblichen Versuchen ein Zimmer im Hostel zu bekommen,
landeten wir am Ende auf einem Camping, dessen sanitaere Anlagen in diesem Jahr
wohl noch keinen Lappen oder sonstiges Reinigungswerkzeug gesehen haben. Das
liess uns die Zeit dort knapp halten.
Zur Stadt: Am Pikes Place Market, der ein reiches Angebot an
internationalen Lebensmitteln, lokalen Produkten, aber vor allem auch lokaler
Kunst bietet, gab es philippinisch zubereitetes Huhn zum Mittagessen. Wir
tranken einen Kaffee im Cafe gegenueber der ersten Starbucks-Filiale und liefen
ein wenig durch die Stadt in Richtung Space Needle. Von da oben hat man einen
wunderbaren Blick auf das vom Wasser umgebene Seattle und den ueber 4000 m hohen
Mount Rainier. Die Stadt ist ueberschaubar, etwa so gross wie Stuttgart. Wir
besuchten noch ein Glaskunst Museum (Chihuli) und spazierten durch
unterschiedliche Viertel. Viele Plakate zu Veranstaltungen und eine grosse
alternative Szene lassen vermuten, dass man noch einiges entdecken koennte,
wenn man sich Zeit dafuer nimmt.
Weiter Richtung Sueden haben wir fuer zwei Tage in Cleone
Halt gemacht. Unweit vom Strand gab es eine kleine Kolonie Seeloewen, die taeglich
auf den Felsen in der Sonne lagen. Ein Stueckchen weiter konnte man zwischen
den Felsen in kleinen „Tide-Pools“ den zurueckgebliebenen Meerestieren beim
Tagesgeschaeft zuschauen. Zwei Tage mit viel am Strand entlanglaufen, Tiere
beobachten, grillen, essen, Wein trinken, schreiben, waschen.
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Wunderschoen, aber nicht zum Kiten geeignet |
Bevor wir ueber die Golden Gate
Bridge nach San Francisco fuhren, gab es nochmal einen kurzen Boxenstopp: im rechten
Vorderrad hatte sich eine Schraube verhakt, sodass der Reifen getauscht werden
musste. Dank Yelp (eine App) fanden wir schnell eine Werkstatt und das Ganze
ging unkompliziert in zwei Stunden ueber die Buehne.
Nach der
obligatorischen Fotoserie der Golden Gate Bridge mit San Francisco und Alcatraz
im Hintergrund mussten wir uns allerdings schleunigst auf die Suche nach einem
Campingplatz machen, anstatt noch in die Stadt zu fahren. In der Half Moon Bay
30 km suedlich von San Francisco wurden wir fuendig und kamen gerade noch
rechtzeitig zum Sonnenuntergang. Richtung Norden schaut man direkt zum Pillars
Point (Surfspot Mavericks).
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Kurz vor San Francisco |
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Pillars Point |
Am naechsten
Tag fuhren wir in die Stadt und spazierten an den Piers entlang (Seeloewen) und
durch verschiedene Stadtviertel. Es gibt einen kleinen
Finanz-/Businessdistrict, sonst besteht die Stadt fast nur aus Wohnhaeusern.
Das einzigartige ist die Lage in den Huegeln. Quasi jedes Haus steht am oder
auf einem Hang. Es ist schwer in Fotos festzuhalten wie steil diese oft sind. Wir
haben jedenfalls das ein oder andere Mal gestaunt wie schief die Autos parken
und wie anstrengend ein Stadtspaziergang werden kann. Eine Strasse (Lombard) ist
sogar in Serpentinen angelegt, weil sie sonst zu steil fuer Autos waere (fuer die
Fussgaenger gibt es Treppen).
Beeindruckend war auch Chinatown. Es beherberge angeblich die
groesste chinesische Population ausserhalb Chinas. Und wenn man ein-zwei
Querstrassen entfernt von der Hauptstrasse des Viertels entlanglaeuft, kann man
tatsaechlich das Gefuehl bekommen in China zu sein. Es wird nur chinesisch
gesprochen, die Laeden und Produkte sind chinesisch, und natuerlich die
Menschen. Selbst die Preise haben nichts mit denen im Land drumherum zu tun.
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Faule Seehunde |
Nach unserem San Francisco Ausflug hatten wir ein sehr
leckeres gemeinsames Abendessen vom Grill mit zwei Frisbee-Freunden aus
Deutschland, Marie und Sebastian. Danke nochmal :-).
Noch am
selben Abend fuhren wir nach San Jose zu Barbara und Juergen. Barbara ist eine
Freundin meiner (Christinas) Eltern aus Studienzeiten. Sie nahmen uns fuer eine
Woche als ihre Gaeste auf und so konnten wir von dort aus die Gegend erkunden.
Barbara ist die perfekte Gastgeberin: Wir bekamen super leckeres Fruehstueck mit
richtigem Brot und Kaese, Eiern, Marmelade und starkem, frisch gemahlenem
Kaffee! Sie und Juergen wohnen seit ueber 20 Jahren in Kalifornien und kennen
sich bestens aus. Mithilfe ihrer Tipps konnten wir die Woche mit interessanten und schoenen Unternehmungen fuellen.
Im Golden
Gate Park in San Francisco besuchten wir ein Kunstmuseum und ein Festival
(Hardly Strictly Bluegrass). Das Festival war umsonst und mit unterschiedlichen
Musikrichtungen auf insgesamt 6 Buehnen. Das Publikum reichte von Babys und
Kleinkindern, ueber Jugendliche bis hin zu Omas und Opas; von schick, ueber wenig
an, ueber Batik-T-Shirts, Oekoklamotten, Surferstyle und viele Individualisten
- sehr vielfaeltig. Fuer uns unmoeglich auszumachen, wie die aktuelle Mode in
San Francisco aussieht. Und es wurde ueberall, von Jedermann und grosszuegig
gedampft J. Die
naechsten Tage fuhren wir in die Kuestenorte Santa Cruz und Monterey. Santa
Cruz ist ein gemuetlicher Surferort (wo Santa Cruz Skateboards und O’Neill
Wetsuits herkommen), Monterey ist eher was fuer dicke Geldbeutel. Hier
besuchten wir ein tolles Aquarium, das mit einer Forschungsstation verbunden
ist und hauptsaechlich die lokale Tierwelt der Monterey Bay zeigt. Riesige
Becken mit Hammerhaien, Rochen, Tunfischen, Fischschwaermen, Seeottern und
vielem mehr.
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Mavericks Surfspot |
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Pelikane |
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Mavericks Surfspot |
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Seehund im Wasser |
Weiter auf der Kuestenstrasse in Richtung Sueden folgten
zwei Kite- und Lesetage in Morrobay und Oceano (Pismo). Thomas machte auf dem
Wasser die Bekanntschaft mit einem Seeotter und einem Seehund.
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Seeelefanten kurz vor Morro Bay |
Bevor man auf dem Highway 1 nach Los Angeles gelangt, faehrt
man durch einige schicke, wohlhabende Kuestenorte. Waehrend Santa Barbara eher
ein Surferort mit Universitaet und vielen jungen Leuten ist, bekommt man in
Malibu den Eindruck in einem Getto fuer Reiche zu sein. Eine Villa groesser als
die andere. Zum Teil abgeschirmt durch hohe Zaeune und Mauern mit Privatstrand,
zum Teil pompoes am Hang sitzend. Am Strand die aus Baywatch bekannten Rettungsschwimmerstationen
(allerdings ohne rote Badeanzuege und Badehosen). Tatsaechlich verdient man als
Rettungsschwimmer in der Gegend anscheinend richtig gutes Geld, hat man uns
erzaehlt. Die Wellen brechen hier sehr sauber und man sieht ueberall viele
Surfer auf dem Wasser.
In LA wohnten wir eine Woche ueber Airbnb bei einem sehr
netten, jungen Ehepaar in einem Haus mit Meerblick. Ein absoluter Gluecksgriff.
Zusaetzlich hatten wir das Vergnuegen, dass Thomas Schulfreund Goran zur selben
Zeit nach LA kam und uns seinen ehemaligen Wohnort von anderen Seiten zeigen
konnte, als wir sie durch unseren Reisefuehrer entdeckt haetten. Mit ihm fuhren
wir hauptsaechlich entlang der Kueste in unterschiedliche Stadtviertel und an
Straenden entlang bis nach Newport (wo Klinsi wohnt). Die Gegend suedlich
von LA ist superteuer. Einige der Staedtchen sind von Kanaelen durchzogen, an denen hinter
Wohnhaeusern die privaten Yachten parken.
Jedenfalls gingen wir in wohl
ausgesuchten, am Meer gelegenen Restaurants essen und trinken, gingen abends an
einem der Piers aus und genossen den Sonnenuntergang auf einer Rooftop-Bar im
Zentrum LAs.
Nach diesem angenehmen Einstieg kamen wir allerdings ein wenig
in Stress: Wir mussten in kuerzester Zeit unser Auto verkaufen um unseren
gebuchten Flug nach Nicaragua zu bekommen. Wir schalteten eine Verkaufsanzeige
bei Craigslist (wo wir unser Auto auch erworben hatten) und stellten leider erst
spaet fest, dass die Gesetze bezueglich Autozulassungen in Michigan und
Californien reichlich unterschiedlich sind. Zwischendurch kam sogar die
Befuerchtung auf, wir koennten das Auto ohne Abgasuntersuchung auf legalem Wege
ueberhaupt nicht verkaufen und muessten es spenden oder verschrotten lassen. Zusaetzlich
hatten wir mit der meist unverbindlichen Art der Amerikaner zu kaempfen. Am
ersten Tag machten 6 Anrufer Termine mit uns aus, von denen kein einziger
zustande kam. Lange Rede, kurzer Sinn: Am Ende verkauften wir das Auto am Tag
vor unserem Abflug in Berverly Hills :)
zu einem Spottpreis an ein Guatemalisches Ehepaar, bei dem die Frau in einer
der Villas arbeitete.
Danach hat alles super geklappt und wir hatten einen guten Flug ueber Mexiko City nach Nicaragua..
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Das war unser Nordamerika-Erlebnis. Das weite Reisen mit dem
Auto war zwar anstrengend, aber sehr vielfaeltig. Die USA sind groesser und die
einzelnen Staaten unterschiedlicher als man es von Europa aus vermutet. Wir
sind um viele Eindruecke und Erfahrungen reicher geworden.
Liebe Gruesse von uns,
Thomas und Christina