Dienstag, 23. Februar 2016

Neuseeland - Teil 2 (24.01. - 08.02.2016)


Der „Interislander“ verbindet Wellington auf der Nordinsel und Picton in den Malborough Sounds auf der Suedinsel (etwa 3 Stunden Fahrt). Faehrt man aus Wellington los, kommt man zunaechst an einer zerkluefteten Landschaft mit Inseln und Halbinseln vorbei, die tolle Buchten und Wohngegenden beherbergen. Hier hat quasi jeder Anwohner Blick auf den Ozean. Bei ordentlicher Sicht kann man die Suedinsel bereits von dort aus sehen. Im Kanal zwischen den zwei Inseln pfiff ein ordentlicher Wind durch. Als die Faehre fuer kurze Zeit direkt gegen den Wind fuhr, waren wir fast die einzigen an Deck. Man musste aufpassen, nicht umgepustet zu werden. Sobald das Schiff die Marlborough Sounds erreichte, war es wieder ruhig und wir bekamen tolle Ausblicke auf die dicht bewaldeten Fjorde, die in den flacheren Abschnitten von tuerkisblauem Wasser gesaeumt werden. Es gibt einige Fischfarmen und Fischerboote und wenige Haeuser mit kleinen Bootsstegen, ansonsten ist diese schwer zugaengliche Gegend kaum besiedelt. Aufgrund der geschuetzten Lage, soll es hier auch viele Delfine geben.  










In Picton angekommen, fuhren wir entlang des „Queen Charlotte Drive“ Richtung Nelson. Eine sehr schoene, kurvenreiche Strecke entlang des Queen Charlotte Fjords. Wir nutzten eine der Buchten fuer eine Mittagspause und fuhren danach weiter nach Nelson. Auf Nelsons Ortsschild steht: „Live the day“. Ein gutes Motto, das man hier ernst zu nehmen scheint. Zunaechst kamen wir an einem „Kite-Festival“ vorbei, mit Exemplaren in allen moeglichen Formen, Farben und Groessen. Unser Favorit war ein grosser Oktopus-Drache, der jedoch in harter Konkurrenz stand. Ums naechste Eck dann weitere Kites (der anderen Art) im Blick, die uns auf direktem Weg zum langen Sandstrand der Stadt lockten. Wir liefen ueber die Duene und sahen: Kiter im Wasser und Frisbeespieler am Strand. Was fuer ein Ort! Koennt ihr euch das vorstellen? Thomas und Christina an einem Kite- und Frisbeestrand! Das Besondere an diesem Strand:  Es gibt eine grosszuegige, oeffentliche Infrastruktur fuer die unterschiedlichsten Freizeitaktivitaeten. Angefangen bei sauberen Toiletten, Duschen und Trinkwasser ueber Volleyballfelder, Boulebahnen, Trainingsgeraete, eine BMX-Bahn usw. Es war Sonntag und der Strand war voller Leute beim Joggen, Schwimmen, Stand up Paddlen, Windsurfen, Segeln, Kiten, Volleyball und Frisbee Spielen oder mit dem Hund Laufen.  Ein wunderbarer erster Nachmittag in Nelson. Wir verbrachten die Nacht auf einem kostenlosen Parkplatz in der Stadt, entschieden uns dann aber doch fuer einen richtigen Campingplatz und blieben noch ein paar Tage. Thomas bastelte an neuen Tricks und Christina an ihren Hin- und Herfahrkuensten. 





Weiter ging die Reise zum noerdlichsten Zipfel der Suedinsel, dem „Farewell Spit“. Hier haben Wind und Wasser einen schmalen Duenenstrich geformt, der sich etwa 25 km ins Meer hineinstreckt. Es ist ein Refugium fuer viele Vogelarten und leider ein Ort, an dem regelmaessig Wale stranden. Aufhalten darf man sich nur auf den ersten Kilometern, und so machten wir dort eine kleine, aber abwechslungsreiche Wanderung. Zunaechst liefen wir am Strand entlang, was vor allem aufgrund der vielen Voegel interessant ist. Bei der Ueberquerung des Landzipfels fanden wir uns dann ploetzlich in einer wuestenartigen Duenenlandschaft wieder, die wir vom Strand aus nicht erahnt hatten. Auf Bildern kaum festzuhalten, kommt es einem hier so vor, als sei man in einer kleinen Wueste gelandet. Auf der anderen Seite endet der Strand in einer Steilkueste. Der Weg biegt in eine trockene Waldlandschaft ab, die ueber die naechsten ein, zwei Huegel wieder deutlich gruener wird. Fruchtbare Wiesen sind Neuseeland grundsaetzlich weiss bewollt. Wir hatten keine Wahl: Wir mussten mehrere Schafherden durchqueren. Thomas stellte sich der Situation mutig. Er lief voraus und passte auf, dass wir nicht umgeflauscht werden, sodass wir sicher den Parkplatz erreichten.










Wir fuhren einen nahegelegenen Campingplatz an und machten einen Abendspaziergang zum abgelegenen Wharariki Beach. Dieser Strand ist nur ueber einen etwa 20 minuetigen Fussweg durch (natuerlich bewollte) gruene Huegel zu erreichen. Nach hinten geht der Strand in eine grosszuegige Duene ueber, vorne hingegen ist er bei Ebbe ganz Flach und es ragen maechtige, bunt geschichtete Felsen aus dem Wasser. Ein beeindruckender Anblick, der umso schoener wird, wenn man den vielen Details Beachtung schenkt. In Hoehlen am Strand ziehen Seehunde im Sommer ihre Jungen gross, die man mit etwas Glueck zu Gesicht bekommt. In manchen Felsen sind kleine Tidepools versteckt, in denen Garnelen und andere Tiere schwimmen. Am Strand schimpft ein Vogel mit Thomas, der sich vermutlich ausversehen dessen Nachwuchs genaehert hat. Duenne Wasserschichten auf flachem Sand spiegeln Felslandschaft und Voegel wider. Ein besonderer Strand. Zum Baden leider zu gefaehrlich, aber mit vielem zu Entdecken. Wir waeren gerne laenger geblieben, waere die Sonne nicht untergegangen. 









Am naechsten Tag regnete es kraeftig und so entschieden wir uns gegen eine Kuestenwanderung. Wir fuhren stattdessen weiter an die Westkueste.  Nach langer Fahrt ein Stopp in Westport bei einer Seehundkolonie, dann auf einen schoenen, kleinen Campingplatz mit leckerer Pizza. Am naechsten Morgen fuhren wir der Kuestenstrasse entlang nach Sueden. Sie fuehrt zwischen Suedalpen und Tasman See hindurch. In Punakaiki findet man Felsformationen aus Kalkstein, die wie aufgeschichtete Pfannenkuchen aussehen (Pancake Rocks). Bei Flut kann man hier ausserdem „Blowholes“ beobachten, in denen das Wasser durch ein Hoehlensystem hindurchgepresst, und mit ordentlicher Wucht in die Hoehe gespritzt wird. Ein Stueckchen weiter suedlich bietet der Kuestenort Hokitika feine Kunst und Schmuck aus Jade. 







Am naechsten Morgen erreichten wir den Franz Josef Gletscher. Wir entschieden uns fuer eine Wanderung auf einen gegenueberliegenden Berg, von wo aus man - bei entsprechendem Wetter - Blick auf den Gletscher hat. Die Wanderung war steil und anstrengend, wurde aber allemal entlohnt. Auf halber Hoehe ein Ausssichtpunkt mit folgendem Aufkleber:
 



Oben angekommen bekamen wir fantastische Ausblicke ueber den bis auf wenige hundert Meter ueber den Meeresspiegel wandernden Gletscher, das dahinterliegende Flusstal bis hin zur Tasman See. Waehrend unseres kleinen Picknicks bekamen wir Gesellschaft von vier Keas (alpiner Papagei, den es nur in Neuseeland gibt). Sie umkreisten uns eine Weile und landeten immer wieder in unserer Naehe, sodass wir gute Gelegenheit bekamen, uns gegenseitig zu beobachten. Ein schoener Vogel, der fuer seine Neugier bekannt ist. Man sollte in seiner Naehe kein Equipment unbeaufsichtigt lassen. Der ein oder andere Kea oeffnet auch mal einen Reisverschluss, wenn er sich fuer den Inhalt eines Rucksacks interessiert. 





Nur 20 km suedlich gibt es einen zweiten, sehr aehnlichen Gletscher (Fox Glacier). Dieses Mal liefen wir von unten zum Gletscher hin. Aus Sichereitsgruenden kommt man nur auf ein paar hundert Meter heran, was allerdings schon einen guten Eindruck der maechtigen Eisschicht vermittelt. Besonders schoen sind auch die glaetschernahen Gewaesser, die aufgrund des hohen Mineralgehalts teils kraeftige Farben haben. 






Weiter ging die Reise ueber den wunderschoenen Haast-Pass nach Wanaka. Diese kleine Stadt zwischen einem grossem See und den Bergen der Suedalpen bietet vielfaeltige Ausflugsmoeglichkeiten, ob in der Luft (Gleitschirm, Drachen, etc.), mit dem Fahrrad, beim Wandern, Canyoning oder Kayaken. Wir liehen zwei Mountainbikes aus und fuhren einen Trail, der in der Schwierigkeit variabel war. So hatte Thomas ein bisschen Spass und Christina die Moeglichkeit, alle Spruenge saeuberlich zu umfahrenJ. Eine super schoene Gegend. 





Etwa 100 km weiter liegt Queenstown. Es ist ebenfalls zwischen Alpen und grossem See gelegen, jedoch deutlich touristischer als Wanaka. Hier kommt man hauptsaechlich her, um einen Skydive, Bungeejump, Gleitschirmflug oder Aehnliches mit Aussichten auf kantige Bergketten und den See zu unternehmen. Da wir nichts dergleichen vorhatten, belieβen wir es bei einer kleinen Wanderung auf den Hausberg und fuhren danach weiter nach Te Anau.





Te Anau ist ein kleines Staedtchen im Fjordland Neuseelands, von wo aus man Ausfluege in die einzelnen Fjords unternehmen kann.

Von hier aus besuchten wir den bekanntesten Fjord Neuseelands, den Milford Sound. Er wird unter anderem durch steile, hohe Felswaende geformt, aus denen bei Regenwetter (also fast immer) zahlreiche, kraeftige, Wasserfaelle entspringen. Auf einer Bootsfahrt im Fjord kann man sich das aus der Naehe ansehen. Fjordland ist ein riesiges Naturschutzgebiet mit vielen seltenen Pflanzen und Tieren. Einige der endemischen (nur in Neuseeland heimischen), bedrohten Tierarten finden hier einen der letzten geschuetzten Lebensraeume. 




Eine kleine Wanderung in der Naehe des Milford Sounds war zwar sehr nass, dennoch interessant. Die Vegetation ist hier aufgrund des Wasserreichtums sehr speziell. Ausblicke auf die umliegenden Berge gab es zwischen den Wolken leider nur wenige.


Unsere zweite Unternehmung im Fjordland war eine 3-Tages-Wanderung auf dem Kepler Track. Er gehoert zu Neuseelands „Great Walks“ und ist im Sommer gewoehnlich bereits Monate im Voraus ausgebucht.  Wir hatten das Glueck, die Schlafplaetze von 2 abgesprungenen Wanderern kurzfristig uebernehmen zu koennen. Die Wanderung ging 50 km auf knapp 200m bis 1400m Hoehe. Die sportliche Herausforderung bestand fuer uns vor allem darin, das komplette Essen fuer die Tage, sowie Toepfe, Schlafsaecke etc. ueber die Berge zu tragen. Nichts desto trotzt ist dieser Weg jeden einzelnen Schritt wert! Der erste Tag fuehrt am Lake Te Anau entlang und schlaengelt sich dann den Mt. Luxmore hinauf zur ersten Huette. Bei ordentlichem Tempo schafft man diese Etappe in 4-5 Stunden und hat danach die Gelegenheit, eine nahegelegene Kalksteinhoehle zu erforschen oder am „Naturewalk“ des Parkrangers Peter Jackson teilzunehmen. Peter ist seit 2-3 Jahrzehnten Ranger auf dem Kepler Track. Er weiss gut Bescheid ueber die Tier- und Pflanzenwelt des Parks. Interessierten gibt er sein angesammeltes Wissen gerne und in seiner sehr eigenen, humorvollen Art weiter. 1-2 Stunden erklaerte er uns so einiges ueber einzelne Pflanzen, Berge, Menschen und allerhand, das ihm als hervorhebenswert erschien.

Nach einem denkbar simplen Abendessen sassen wir in netter Gesellschaft auf der Terrasse und genossen die schoene Aussicht im Sonnenuntergang. Bei klarem Wetter bekommt man an diesem abgelegenen Ort einen bemerkenswerten Nachthimmel, der uns von Peter ein bisschen aufgedroeselt wurde. Unter anderem zeigte er uns, wie man mithilfe des Suedkreuzes die Stelle bestimmen kann, an der im Sueden die Erdachse liegt. Mit diesem Wissen kann man beobachten, wie sich die Sternenbilder im Verlaufe der Nacht um die Stelle herum bewegen. Eine kleine Aufmunterung, wenn man nachts mal aufs Klo muss :-).



Der zweite Tag fuehrte zunaechst auf den Gipfel des Mt Luxmore, dann fuer einige Stunden auf einem Bergkamm entlang. Dies war fuer uns der schoenste Abschnitt der Wanderung. Wo das Auge hinsah: Berge, Fjorde, Waelder vor blauem Himmel. Danach der anstrengende Abstieg zurueck ins Tal. Die Huette steht geschickt plaziert auf einer Wiese im Wald mit nahegelegenem Fluss. Dieser ist zwar sehr kalt, aber dennoch eine grosse Freude nach 2 Tagen Wandern in der Sonne ohne Dusche. 









Am dritten Tag fuehrte der Weg durch vermooste Buchenwaelder einem Flusstal entlang zurueck. Morgens war es noch sehr neblig und es regnete ein paar Tropfen, dann klarte der Tag auf und wurde genauso sonnig, wie die vorhergehenden. Dazu sollte erwaehnt werden, dass 3 Tage sonniges Wetter am Stueck in Fjordland, dem regenreichsten Gebiet Neuseelands, eine absolute Seltenheit sind. Beeindruckend war die Durchquerung eines Erdrutsch-Gebietes, der sich vor etwa 30 Jahren nach heftigen Regenfaellen ereignete. Eine riesige, kahle Stelle im Wald (ich meine mich an 28 Fussballfelder zu erinnern), auf der noch heute die Baeume nicht so richtig wachsen wollen. Nach einer kurzen Mittagspause an einem grossen See, legten wir die letzten Kilometer des Tracks zurueck. Zwei sehr Nette Kiwis, Vater und Tochter, die wir unterwegs kennen gelernt hatten, nahmen uns mit zu unserem Parkplatz. 

Eine tolle und abwechslungsreiche Wanderroute!





Bis hierhin unser zweiter Neuseelandbericht. Wir hoffen, es geht euch allen gut!


Viele Gruesse,


Christina und Thomas