In Auckland mussten wir um drei Uhr in der Nacht aufstehen, um unser Flugzeug rechtzeitig zu erreichen. Dafür kamen wir vormittags in Hobart an und konnten alles entspannt organisieren. Wir holten unseren Miet-Camper ab, der sich als nagelneuer Nobel-Hobel mit Hochdach, Kochecke und bequemem Bett erwies, kauften einen Grundstock an Nahrungsmitteln und fuhren direkt in den wilden Südwesten der Insel, der fast ausschließlich aus Nationalparks besteht. Insgesamt 40% der Fläche Tasmaniens sind geschützt, ein Großteil davon als Welt-Erbe der Unesco. Tasmanien hat sich früh vom Festland abgespalten und beherbergt deshalb eine einzigartige Flora und Fauna. Wir fuhren auf einen Campingplatz im Mount Field National Park und hatten bereits am ersten Abend mehr als ein Dutzend Wallabys um uns herum.
Flughafen Hobart |
Am nächsten Morgen machten wir eine kurze Wanderung zu den
Russel Falls. Nach all den Wasserfällen, die wir auf unserer langen Reise schon
gesehen haben, fanden wir diesen besonders. Er sieht fast aus wie designed und
angelegt, mit rechteckigen Felsen, an denen das Wasser hier und da über mehrere
Stufen herunterfällt. Leider waren die Lichtverhältnisse ungünstig, um gute
Fotos zu machen. Der Weg ging durch einen alten Wald mit vielen uns unbekannten
Pflanzen, an mächtigen Bäumen und Farnen vorbei. Auch ein paar Tiere haben wir
unterwegs entdeckt. Leider kein Schnabeltier, die man hier hin und wieder
beobachten kann.
Russel Falls |
Ein Wallaby |
Wir fuhren weiter zum St. Clair Nationalpark, wo wir im strömenden
Regen am See entlang spazierten und ebenfalls nach Schnabeltieren Ausschau
hielten, die uns leider keinen Blick in ihr Privatleben gewährten. Der See bietet
allerdings ein schönes Panorama auf die umliegenden Berge, unter anderem den auffälligen
Cradle Mountain. Tiere sah man bei dem Wetter leider kaum.
Lake St Clair |
Warnung vor Echidnas |
Weiter ging die Reise nach Strahan, einem kleinen, hübschen Küstenort.
Er birgt einen sicheren Hafen, der allerdings nur über eine anspruchsvolle
Engstelle zu erreichen ist. An dieser scheiterten früher viele Seefahrer und
gerieten in Seenot oder ertranken. Heute ist das mit Motoren natürlich
einfacher.
Strahan |
Am nächsten Morgen machten wir abermals eine Wanderung durch
den Regen zu den Montezuma-Falls, mit schmaler Hängebrücke über die Schlucht
hinweg, durch die das Wasser abfließt. Nicht so speziell wie die Russel-Falls,
aber in schöner Landschaft gelegen mit Ausblick von der Brücke.
Montezuma Falls |
Von nun an hatten wir mehr Glück mit dem Wetter. Im Cradle Mountain
Nationalpark regnete es zunächst noch, sodass wir den Abend in der schönen Küche
unseres Campingplatzes mit offener Feuerstelle verbrachten. Dort hatten wir
einige nette und interessante Gespräche mit australischen Urlaubern. Am nächsten
Morgen starteten wir in grauem und nassem Wetter auf eine lange Wanderung zum
Cradle Mountain. Bereits am späten Vormittag, als wir die ersten Aussichtspunkte
erreichten, war es schon deutlich aufgeklart und wir bekamen einen schönen Ausblick
auf mehrere Seen im Tal. Aufgrund der Empfehlung eines Wanderführers sahen wir
von einem Aufstieg auf den Cradle Mountain ab, da der Weg bei nassem Wetter
sehr rutschig sein soll. Als wir ihn gerade passiert hatten, klarte es komplett
auf und wir hatten eine tolle Sicht auf den Berg. Der Weg war insgesamt recht
krakselig mit einigen steilen Passagen. Er führte auf der anderen Seite einem
Bergkamm entlang und bot noch einige schöne Ausblicke auf die umliegenden Berge
und Täler. Insgesamt eine anstrengende, schöne Wanderung.
Ein Oesterreicher Etablierte die Wanderwege und wollte offensichtlich nicht aufs Waldheim verzichten |
Cradle Mountain |
Wir fuhren weiter nach Devonport und von dort aus in Richtung
Launceston. Unterwegs besuchten wir ein Schnabeltierhaus, in dem wir eine Führung
über Schnabeltiere und Echinus bekamen. Schnabeltiere sind eine sehr alte
Gattung, die nur in Australien vorkommt. Als eierlegende Säugetiere werden sie
als „Ursäuger“ bezeichnet. Im selben Haus gibt es auch 3 Echidnas, eine eigentümliche
Art igeliger Ameisenfresser. Der dickste unter ihnen war „Thomas“, der nach
Beendigung seiner eigenen Ration in beeindruckendem Tempo in den Schälchen der
beiden anderen weiterfraß. Typisch.
Ein Echidna |
In Launceston gibt es eine große Schlucht mit Fluss, die
durchaus einen Spaziergang wert ist. Ansonsten ist es die zweitgrößte Stadt
Tasmaniens, damit immer noch recht klein. Ganz nett, aber nicht super spannend.
Wir fuhren also weiter an die Ostküste in einen abgelegenen
Nationalpark, der nur über eine 40km lange Schotterstraße zu erreichen ist. Dort
konnten wir abends ein Känguru sowie einige seltene, bunte Vogelarten beobachten.
Auch die Strände entlang der langen Bucht sind bemerkenswert, mit weißem Sand
und orange gefärbten, runden Felsen. Sie geben der Bucht ihren Namen „Bay of
Fire“.
Bay of Fire |
Kaenguru und Hase |
Tide Pools |
Zwei Pelikane |
Thomas und sein Windmesser |
Gemeinsam mit Alex, einem belgischen Tramper, fuhren wir
weiter nach Coles Bay am Rande des Freycinet Nationalparks. Hier starteten wir
am nächsten Morgen, immer noch zu dritt, auf eine sehr schöne Rundwanderung zur
Wineglass Bay. Diese soll zu den schönsten 10 Stränden der Welt gehören - wir möchten beide nicht wiedersprechen. Super
schön gelegen, weißer, sauberer Sandstrand und glasklares Wasser. Auf dem Rückweg
wären wir fast auf eine Schlage getreten, die sich – nachdem sie von Christina
nur knapp verfehlt wurde – ins Gebüsch zurückzog. Sie hatte sich auf dem Weg
gesonnt und war im blendenden Sonnenlicht kaum zu sehen gewesen. Alex, der
hinter uns lief, bekam einen ordentlichen Schreck. Es gibt nur 3 Schlangenarten
in Tasmanien, alle sehr giftig. Der letzte Todesfall durch einen Schlangenbiss
in Tasmanien war vor etwa 40 Jahren, das ging dann wohl gerade nochmal gut. Wir
hätten es allerdings wissen müssen. Aussie ist und bleibt gefährlich. Die Neuseeländer
hatten uns ausdrücklich gewarnt. Zwischendurch bekamen wir per E-Mail aus
Neuseeland auch nochmal den Hinweis, dass australische Wiesen wenn überhaupt
nur dann grüner sind, weil dort mehr Schieße verteilt ist. Tja, die
Rugby-Saison scheint in vollem Gange zu sein. Stellt euch das vor wir unser Verhältnis
zu Italien oder Holland.
Wineglass Bay |
Wineglass Bay |
Strand auf der anderen Seite |
Nach einer letzten Nacht am Wasser fuhren wir nach Hobart zurück.
Von dort aus machten wir am nächsten Tag einen Ausflug nach Port Arthur, dem
historischen Gefängnis und Arbeitslager der Engländer für Mehrfachtäter und Aufsässige
(„Tasmanien Hell“). Es gehört ebenfalls zum Unesco-Welterbe und ist als
anschauliches Museum gestaltet, in dem man das Schicksal einzelner Gefangener
verfolgen, und sich nach einer Führung in den erhaltenen und restaurierten Gebäuden
umsehen kann. Es glich einer Stadt, in der gearbeitet, gebaut, für In- und
Ausland produziert und zur Kirche gegangen wurde. Bereits durch kleine
Straftaten, wie dem Stehlen von Schuhen oder Mänteln, konnte man hier
einsitzen. Das Lager war brutal, mit schwerer körperlicher Arbeit und im
schlimmsten Fall Isolationshaften, in denen man der Identität beraubt wurde und
mit niemand sprechen durfte. Das Konzept sollte nicht auf Grausamkeit beruhen. Man
sah sich eher als Anstalt, die versuchte aus ihren Sträflingen bessere Menschen
zu machen. Es gab auch ein Jugendgefängnis, in dem der jüngste Sträfling mit
neun Jahren nach dem Stehlen von Spielzeug inhaftiert wurde. Das Gefängnis
existierte rund 40 Jahre.
Unseren letzten Tag in Hobart nutzten wir zum Schreiben,
Organisieren und ausgeklügelten Packen, um unsere 107 Sachen in knapp übergewichtige
Taschen zu verteilen und keinen Aufpreis dafür bezahlen zu müssen. Das klappte
zum Glück jedes Mal irgendwie :).
Am nächsten Mittag kamen wir in Melbourne an, und bezogen
unsere Unterkunft bei einem netten Peruaner. Er wohnt am Rande der Innenstadt
und bot für uns den perfekten Ausgangspunkt zum Erkunden des belebten Zentrums.
Melbourne hat ein entspanntes Großstadtflair, das sich besonders durch seine
vielseitige, authentische Restaurantszene auszeichnet. Vor allem asiatisches
Essen ist hier lecker und vielfältig vertreten. Die meiste Zeit spazierten wir
zu unterschiedlichen Tageszeiten durch die Straßen und Viertel, fuhren einen
Tag hinaus zum Stadtstrand in St. Kilda und probierten hier und da leckeres
Essen oder Kaffee. Wir trafen uns auch mit Nick und Tara, einem sehr netten
kanadisch-neuseeländischen Paar, das wir in Nicaragua bei unserem Spanischkurs
kennengelernt hatten. Ein langer Abend. Sie fühlen sich in Melbourne sehr wohl,
wo sie erst vor 3 Monaten ihre Zelte aufgeschlagen und zu arbeiten begonnen
haben.
Melbourne |
St Kilda Beach |
Nach 4 Tagen in Melbourne nahmen wir uns ein Mietauto, um der Great Ocean Road entlang zu fahren. Der erste Tag war noch recht verregnet. Wir besuchten das australische Surfmuseum, das über die Geschichte des dortigen Volkssports berichtet. Man ist hier sehr stolz auf seine Surfer-Größen. Am Nachmittag klarte es ein bisschen auf und wir konnten in Kennet River einige Koalas und unterschiedliche bunte Vogelarten beobachten. Die Nacht verbrachten wir in Wye River, einem gemütlichen Dorf mit schöner, gut besuchter Kneipe. Wir übernachteten in einem gemütlich eingerichteten Haus mit verglaster Front und Ausblick aufs Meer.
Am nächsten Tag erwarteten uns die schönsten Abschnitte der Küstenstraße
mit zum Teil hoch erhobenen Ausblicken auf das blau-türkisene Meer. Am späten
Nachmittag kamen wir zu den 12 Aposteln, dem Markenzeichen der Great Ocean
Road. 8 frei
stehende Felstürme bieten ein wunderbares Panorama der Sandsteinküste.
Allerdings super überfüllt, sodass man sich mit etwas Mühe an den ganzen
Selfie-Sticks und Gruppenfotografen vorbeischlängeln musste. Dennoch ein schönes
Naturschauspiel.
In Port Campbell übernachteten wir in einem liebevoll
gestalteten Hostel, kochten mal wieder Nudeln mit Pesto und spielten noch zwei
Runden Simpsons-Schach.
Am letzten Tag kamen wir nochmal an einigen schicken
Felsformationen vorbei, die einer heftigen Brandung ausgesetzt waren. Aufgrund
der extremen Bedingungen sind diese Formationen verhältnismäßig jung. Einer der
Felsbogen stürzte vor 26 Jahren ins Wasser und auch ein Apostel kollabierte
erst vor gut 10 Jahren.
Die Fahrt zurück nach Melbourne dauerte 3-4 Stunden. Wir
gaben unseren Mietwagen ab und setzten uns für ein paar Stunden auf den belebten
Federation Square, bis wir unsere neue Unterkunft beziehen konnten. Ein kleines
Zimmerchen in einer Privatwohnung im 25. Stock eines Hotelgebäudes, mit tollem
Ausblick auf die Stadt. Wir verbrachten nochmals 3 Tage in unterschiedlichen
Ecken, verabredeten uns ein zweites Mal mit Tara und Nick und besuchten zum
Abschluss das Museum of Melbourne, mit unterschiedliche Ausstellungen zur
Natur, Kultur und Geschichte des Landes.
Aus unserer Wohnung |
Am frühen Abend fing es an zu regnen und so machten wir uns
auf den Weg zum Flughafen, und warteten dort auf unsern Flug um Mitternacht.
Nun sind wir in Sri Lanka wieder ordentlich am Schwitzen und waren die letzten
Tage schon einige Stunden kiten :).
Dies wird der letzte Abschnitt unserer Reise sein. Am 20.
Mai steigen wir in unseren Flieger Richtung Deutschland! In diesem Sinne – bis
bald :).
Wir freuen uns auf euch!
Christina und Thomas