Montag, 25. April 2016

Tasmanien, Melbourne und Great Ocean Road (31.3. - 22.4.2016)


In Auckland mussten wir um drei Uhr in der Nacht aufstehen, um unser Flugzeug rechtzeitig zu erreichen. Dafür kamen wir vormittags in Hobart an und konnten alles entspannt organisieren. Wir holten unseren Miet-Camper ab, der sich als nagelneuer Nobel-Hobel mit Hochdach, Kochecke und bequemem Bett erwies, kauften einen Grundstock an Nahrungsmitteln und fuhren direkt in den wilden Südwesten der Insel, der fast ausschließlich aus Nationalparks besteht. Insgesamt 40% der Fläche Tasmaniens sind geschützt, ein Großteil davon als Welt-Erbe der Unesco. Tasmanien hat sich früh vom Festland abgespalten und beherbergt deshalb eine einzigartige Flora und Fauna. Wir fuhren auf einen Campingplatz im Mount Field National Park und hatten bereits am ersten Abend mehr als ein Dutzend Wallabys um uns herum.

Flughafen Hobart

Am nächsten Morgen machten wir eine kurze Wanderung zu den Russel Falls. Nach all den Wasserfällen, die wir auf unserer langen Reise schon gesehen haben, fanden wir diesen besonders. Er sieht fast aus wie designed und angelegt, mit rechteckigen Felsen, an denen das Wasser hier und da über mehrere Stufen herunterfällt. Leider waren die Lichtverhältnisse ungünstig, um gute Fotos zu machen. Der Weg ging durch einen alten Wald mit vielen uns unbekannten Pflanzen, an mächtigen Bäumen und Farnen vorbei. Auch ein paar Tiere haben wir unterwegs entdeckt. Leider kein Schnabeltier, die man hier hin und wieder beobachten kann.

Russel Falls


Ein Wallaby

Wir fuhren weiter zum St. Clair Nationalpark, wo wir im strömenden Regen am See entlang spazierten und ebenfalls nach Schnabeltieren Ausschau hielten, die uns leider keinen Blick in ihr Privatleben gewährten. Der See bietet allerdings ein schönes Panorama auf die umliegenden Berge, unter anderem den auffälligen Cradle Mountain. Tiere sah man bei dem Wetter leider kaum.

Lake St Clair

Warnung vor Echidnas

Weiter ging die Reise nach Strahan, einem kleinen, hübschen Küstenort. Er birgt einen sicheren Hafen, der allerdings nur über eine anspruchsvolle Engstelle zu erreichen ist. An dieser scheiterten früher viele Seefahrer und gerieten in Seenot oder ertranken. Heute ist das mit Motoren natürlich einfacher.

Strahan

Am nächsten Morgen machten wir abermals eine Wanderung durch den Regen zu den Montezuma-Falls, mit schmaler Hängebrücke über die Schlucht hinweg, durch die das Wasser abfließt. Nicht so speziell wie die Russel-Falls, aber in schöner Landschaft gelegen mit Ausblick von der Brücke.

Montezuma Falls



Von nun an hatten wir mehr Glück mit dem Wetter. Im Cradle Mountain Nationalpark regnete es zunächst noch, sodass wir den Abend in der schönen Küche unseres Campingplatzes mit offener Feuerstelle verbrachten. Dort hatten wir einige nette und interessante Gespräche mit australischen Urlaubern. Am nächsten Morgen starteten wir in grauem und nassem Wetter auf eine lange Wanderung zum Cradle Mountain. Bereits am späten Vormittag, als wir die ersten Aussichtspunkte erreichten, war es schon deutlich aufgeklart und wir bekamen einen schönen Ausblick auf mehrere Seen im Tal. Aufgrund der Empfehlung eines Wanderführers sahen wir von einem Aufstieg auf den Cradle Mountain ab, da der Weg bei nassem Wetter sehr rutschig sein soll. Als wir ihn gerade passiert hatten, klarte es komplett auf und wir hatten eine tolle Sicht auf den Berg. Der Weg war insgesamt recht krakselig mit einigen steilen Passagen. Er führte auf der anderen Seite einem Bergkamm entlang und bot noch einige schöne Ausblicke auf die umliegenden Berge und Täler. Insgesamt eine anstrengende, schöne Wanderung.


Ein Oesterreicher Etablierte die Wanderwege und wollte offensichtlich nicht aufs Waldheim verzichten









Cradle Mountain

Wir fuhren weiter nach Devonport und von dort aus in Richtung Launceston. Unterwegs besuchten wir ein Schnabeltierhaus, in dem wir eine Führung über Schnabeltiere und Echinus bekamen. Schnabeltiere sind eine sehr alte Gattung, die nur in Australien vorkommt. Als eierlegende Säugetiere werden sie als „Ursäuger“ bezeichnet. Im selben Haus gibt es auch 3 Echidnas, eine eigentümliche Art igeliger Ameisenfresser. Der dickste unter ihnen war „Thomas“, der nach Beendigung seiner eigenen Ration in beeindruckendem Tempo in den Schälchen der beiden anderen weiterfraß. Typisch. 

Ein Echidna

In Launceston gibt es eine große Schlucht mit Fluss, die durchaus einen Spaziergang wert ist. Ansonsten ist es die zweitgrößte Stadt Tasmaniens, damit immer noch recht klein. Ganz nett, aber nicht super spannend.

Wir fuhren also weiter an die Ostküste in einen abgelegenen Nationalpark, der nur über eine 40km lange Schotterstraße zu erreichen ist. Dort konnten wir abends ein Känguru sowie einige seltene, bunte Vogelarten beobachten. Auch die Strände entlang der langen Bucht sind bemerkenswert, mit weißem Sand und orange gefärbten, runden Felsen. Sie geben der Bucht ihren Namen „Bay of Fire“.

Bay of Fire

Kaenguru und Hase

Tide Pools


Zwei Pelikane

Thomas und sein Windmesser

Gemeinsam mit Alex, einem belgischen Tramper, fuhren wir weiter nach Coles Bay am Rande des Freycinet Nationalparks. Hier starteten wir am nächsten Morgen, immer noch zu dritt, auf eine sehr schöne Rundwanderung zur Wineglass Bay. Diese soll zu den schönsten 10 Stränden der Welt gehören -  wir möchten beide nicht wiedersprechen. Super schön gelegen, weißer, sauberer Sandstrand und glasklares Wasser. Auf dem Rückweg wären wir fast auf eine Schlage getreten, die sich – nachdem sie von Christina nur knapp verfehlt wurde – ins Gebüsch zurückzog. Sie hatte sich auf dem Weg gesonnt und war im blendenden Sonnenlicht kaum zu sehen gewesen. Alex, der hinter uns lief, bekam einen ordentlichen Schreck. Es gibt nur 3 Schlangenarten in Tasmanien, alle sehr giftig. Der letzte Todesfall durch einen Schlangenbiss in Tasmanien war vor etwa 40 Jahren, das ging dann wohl gerade nochmal gut. Wir hätten es allerdings wissen müssen. Aussie ist und bleibt gefährlich. Die Neuseeländer hatten uns ausdrücklich gewarnt. Zwischendurch bekamen wir per E-Mail aus Neuseeland auch nochmal den Hinweis, dass australische Wiesen wenn überhaupt nur dann grüner sind, weil dort mehr Schieße verteilt ist. Tja, die Rugby-Saison scheint in vollem Gange zu sein. Stellt euch das vor wir unser Verhältnis zu Italien oder Holland.

Wineglass Bay

Wineglass Bay

Strand auf der anderen Seite

Nach einer letzten Nacht am Wasser fuhren wir nach Hobart zurück. Von dort aus machten wir am nächsten Tag einen Ausflug nach Port Arthur, dem historischen Gefängnis und Arbeitslager der Engländer für Mehrfachtäter und Aufsässige („Tasmanien Hell“). Es gehört ebenfalls zum Unesco-Welterbe und ist als anschauliches Museum gestaltet, in dem man das Schicksal einzelner Gefangener verfolgen, und sich nach einer Führung in den erhaltenen und restaurierten Gebäuden umsehen kann. Es glich einer Stadt, in der gearbeitet, gebaut, für In- und Ausland produziert und zur Kirche gegangen wurde. Bereits durch kleine Straftaten, wie dem Stehlen von Schuhen oder Mänteln, konnte man hier einsitzen. Das Lager war brutal, mit schwerer körperlicher Arbeit und im schlimmsten Fall Isolationshaften, in denen man der Identität beraubt wurde und mit niemand sprechen durfte. Das Konzept sollte nicht auf Grausamkeit beruhen. Man sah sich eher als Anstalt, die versuchte aus ihren Sträflingen bessere Menschen zu machen. Es gab auch ein Jugendgefängnis, in dem der jüngste Sträfling mit neun Jahren nach dem Stehlen von Spielzeug inhaftiert wurde. Das Gefängnis existierte rund 40 Jahre. 





Unseren letzten Tag in Hobart nutzten wir zum Schreiben, Organisieren und ausgeklügelten Packen, um unsere 107 Sachen in knapp übergewichtige Taschen zu verteilen und keinen Aufpreis dafür bezahlen zu müssen. Das klappte zum Glück jedes Mal irgendwie :).

 
Am nächsten Mittag kamen wir in Melbourne an, und bezogen unsere Unterkunft bei einem netten Peruaner. Er wohnt am Rande der Innenstadt und bot für uns den perfekten Ausgangspunkt zum Erkunden des belebten Zentrums. Melbourne hat ein entspanntes Großstadtflair, das sich besonders durch seine vielseitige, authentische Restaurantszene auszeichnet. Vor allem asiatisches Essen ist hier lecker und vielfältig vertreten. Die meiste Zeit spazierten wir zu unterschiedlichen Tageszeiten durch die Straßen und Viertel, fuhren einen Tag hinaus zum Stadtstrand in St. Kilda und probierten hier und da leckeres Essen oder Kaffee. Wir trafen uns auch mit Nick und Tara, einem sehr netten kanadisch-neuseeländischen Paar, das wir in Nicaragua bei unserem Spanischkurs kennengelernt hatten. Ein langer Abend. Sie fühlen sich in Melbourne sehr wohl, wo sie erst vor 3 Monaten ihre Zelte aufgeschlagen und zu arbeiten begonnen haben. 

Melbourne


St Kilda Beach

Nach 4 Tagen in Melbourne nahmen wir uns ein Mietauto, um der Great Ocean Road entlang zu fahren. Der erste Tag war noch recht verregnet. Wir besuchten das australische Surfmuseum, das über die Geschichte des dortigen Volkssports berichtet. Man ist hier sehr stolz auf seine Surfer-Größen. Am Nachmittag klarte es ein bisschen auf und wir konnten in Kennet River einige Koalas und unterschiedliche bunte Vogelarten beobachten. Die Nacht verbrachten wir in Wye River, einem gemütlichen Dorf mit schöner, gut besuchter Kneipe. Wir übernachteten in einem gemütlich eingerichteten Haus mit verglaster Front und Ausblick aufs Meer. 









Am nächsten Tag erwarteten uns die schönsten Abschnitte der Küstenstraße mit zum Teil hoch erhobenen Ausblicken auf das blau-türkisene Meer. Am späten Nachmittag kamen wir zu den 12 Aposteln, dem Markenzeichen der Great Ocean Road. 8 frei stehende Felstürme bieten ein wunderbares Panorama der Sandsteinküste. Allerdings super überfüllt, sodass man sich mit etwas Mühe an den ganzen Selfie-Sticks und Gruppenfotografen vorbeischlängeln musste. Dennoch ein schönes Naturschauspiel.
 
12 Apostel

In Port Campbell übernachteten wir in einem liebevoll gestalteten Hostel, kochten mal wieder Nudeln mit Pesto und spielten noch zwei Runden Simpsons-Schach.
Am letzten Tag kamen wir nochmal an einigen schicken Felsformationen vorbei, die einer heftigen Brandung ausgesetzt waren. Aufgrund der extremen Bedingungen sind diese Formationen verhältnismäßig jung. Einer der Felsbogen stürzte vor 26 Jahren ins Wasser und auch ein Apostel kollabierte erst vor gut 10 Jahren.




Die Fahrt zurück nach Melbourne dauerte 3-4 Stunden. Wir gaben unseren Mietwagen ab und setzten uns für ein paar Stunden auf den belebten Federation Square, bis wir unsere neue Unterkunft beziehen konnten. Ein kleines Zimmerchen in einer Privatwohnung im 25. Stock eines Hotelgebäudes, mit tollem Ausblick auf die Stadt. Wir verbrachten nochmals 3 Tage in unterschiedlichen Ecken, verabredeten uns ein zweites Mal mit Tara und Nick und besuchten zum Abschluss das Museum of Melbourne, mit unterschiedliche Ausstellungen zur Natur, Kultur und Geschichte des Landes.
 
Geldweschelstube

Aus unserer Wohnung

Am frühen Abend fing es an zu regnen und so machten wir uns auf den Weg zum Flughafen, und warteten dort auf unsern Flug um Mitternacht. Nun sind wir in Sri Lanka wieder ordentlich am Schwitzen und waren die letzten Tage schon einige Stunden kiten :).

Dies wird der letzte Abschnitt unserer Reise sein. Am 20. Mai steigen wir in unseren Flieger Richtung Deutschland! In diesem Sinne – bis bald :).

Wir freuen uns auf euch!

Christina und Thomas

Freitag, 15. April 2016

Neuseeland - Teil 4 (24.02. – 31.03.2016)



Zurück in Wellington waren wir nochmal zwei Tage in der schönen Stadt. Wir besuchten ein zweites Mal das umfangreiche Te Papa Nationalmuseum und lernten etwas über die Besiedelung Neuseelands durch die Maori und später die Europäer. Bemerkenswert fanden wir die intensive Auseinandersetzung der gemeinsamen Geschichte und Konflikte, die in Teilen bis heute nicht abschließend geklärt sind. Danach hatten wir einen sehr schönen Abend mit Franzi, einer Frisbee-Freundin von Christina.

Den nächsten Tag verbrachten wir im artenreichen, gepflegten botanischen Garten mit Aussicht auf die Stadt. Am Nachmittag gingen wir in die Weta-Caves, die erfolgreiche Film-Effekt-Werkstatt Neuseelands, die bereits an vielen bekannten Produktionen Anteil hatte. Unter Anderem natürlich an „Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“, aber auch an „Avatar“, „ Narnia“, „Planet der Affen“ und vielen anderen Filmen. Ein 25-minuetiger Film zeigte einen interessanten Einblick in deren Arbeit vom Entwerfen und Entwickeln von Masken und Kulissen in Handarbeit, bis hin zu komplexen Computereffekten. 
 
Christina und Orks
Vor unserer Weiterreise noch eine kurze Bemerkung zur Hauptstadt Neuseelands:
Wellington ist eine weltoffene, tolerante und kreative Stadt. Ein besonders schönes Projekt, das diesen Geist wiederspiegelt, ist der „Walk for everyone“. Er führt in der Innenstadt am Wasser entlang mit beispielhaften Symbolen für Fußgänger, Fahrradfahrer, Skateboarder, Dreiradfahrer, Hunde usw. Es wird vorgeschlagen, dass man unterwegs hin und wieder ein Pläuschchen mit Begegnungen des Weges hält. Was für eine tolle Idee! Davon könnte sich so manche deutsche Großstadt eine Scheibe abschneiden.


Wir fuhren weiter in die Stadt Whanganui, um uns im i-Site (Landesweit zu findende Touristeninformation) nach einer Kanu-Tour im nahegelegenen Whanganui Nationalpark zu informieren. Der supernette Berater überzeugte uns, von einer 1-Tagestour abzusehen und stattdessen eine 3-Tagestour zu machen. Da es am nächsten Tag schon losgehen sollte, fuhren wir  auf den Campingplatz des Organisators und konnten so noch am Nachmittag unsere Sachen für die 3 Tage in wasserfeste Tonnen packen. Im Park gibt es nur sehr einfache Campingplätze, so mussten wir Zelt, Kocher, Nahrung und Trinkwasser für die ganz Zeit bei uns haben. In den Park führen nur wenige Straßen. Auf dem Fluss ist die einzige, zügige Verbindung zur Zivilisation das Speedboat, oder im Notfall ein Hubschrauber, den man per Satellitentelefon herbeirufen kann. Der Trip gehört zu den neun „Great Walks“ von Neuseeland und ist von diesen der Einzige, der nicht gewandert, sondern gepaddelt wird. Ohne das so geplant zu haben, fiel unser Ausflug auf ein Wochenende, sodass wir eine bunte Truppe aus internationalen Touristen und Neuseeländern waren, mit denen wir zwei lustige Abende verbrachten. Wir durften lernen, dass von Reisen nach Australien vehement abgeraten wird, wenn einem das Leben lieb sei. („Don’t go Aussie. It’s dangerous!“) Außerdem gebe es dort Australier, und das sei - abgesehen von den ganzen Krokodilen, Spinnen, Schlangen und Skorpionen - ebenfalls keine erstrebenswerte Begegnung. Zusätzlich lernten wir, dass Opossums und Aale die Krokodile Neuseelands seien, vor denen man sich gründlich in Acht nehmen solle. Hilfreiche Ratschläge für unwissende Europäer. Auch das Paddeln hat viel Spaß gemacht. Insgesamt 90 km durch verwilderte Mischwälder und Felslandschaften. Teilweise waren wir stundenlang ohne Begegnungen auf dem Fluss unterwegs, bis wir bei Vesperpausen wieder auf andere trafen. Am dritten Tag kamen noch einige spannende Stromschnellen, wobei wir bis auf einen Crash mit einem gemein platzierten Felsen glimpflich durchkamen und nur von oben nass wurden.


Meisterpaddler Thomas


Campingplatz am Fluss

Regen

Unser nächstes großes Erlebnis war das Tongariro Crossing. Die Wanderung führt zwischen den Vulkanen Mt. Tongariro und Mt. Ngauruhoe hindurch. Zweitgenannter stellt in der Verfilmung von Herr der Ringe den „Schicksalsberg“, „Berg des Feuers“ oder englisch „Mt. Doom“ dar, in dem der  Ring geschmiedet und später durch Frodo wieder vernichtet wurde. Es braucht nicht viel Fantasie, Peter Jacksons Wahl für diesen Drehort nachzuempfinden. Die Landschaft ist fies und fantastisch schön zugleich. Wenn auch eng bepackt mit Touristen und Neuseeländern, diese Wanderung war für uns die beeindruckteste, die wir in Neuseeland gemacht haben. Nach einem eher einfachen, jedoch steilen Aufstieg über Holzwege und Treppen, kann man sich oben entscheiden, ob man zusätzlich zu den knapp 20 km einen der beiden Gipfel besteigen möchte. Wir entschieden uns für den höheren und noch aktiven Mt. Ngauruhoe, natürlich. Es sind zwar nur knapp 600 zusätzliche Höhenmeter, jedoch über Vulkangestein und –sand, was den Aufstieg sehr anstrengend machte. Oben angekommen, steckten wir leider in den Wolken. Der Anblick des Kraters und die vielen, heißen Dampfströme des aktiven Vulkans machten die Anstrengung jedoch allemal wert. 


Mount Ngauruhoe (Mt. Doom)

Aufstieg auf Mt. Ngauruhoe

Auf dem Gipfel

Krater des Mt. Ngauruhoe

Kleines Wolkenloch

Gelber See beim Abstieg auf den Hauptweg

Steiler Abstieg ueber Stein und Sand

 Zurück auf dem Hauptweg führte die Wanderung vorbei an weiteren Kratern, dampfender Erde und bunten Seen. Auf einer Anhöhe hatten wir Blick auf vier türkisene und tiefblaue Seen auf verschiedenen Ebenen, und auf den faszinierenden „Red Crater“, der wie ausgestanzt vor dem Weitblick ins Tal liegt. Der Abstieg wartete unterhalb einer zwischenzeitlich dicken Wolkenwand mit wunderbaren Aussichten auf den grossen Lake Taupo für uns auf. 



Red Crater


Emerald Lakes


Lake Taupo (im Hintergrund) unter einer Wolkendecke

Am Abend fuhren wir weiter in die Stadt Taupo. Wir landeten zufällig auf einem Campingplatz, der einige schön gestaltete Außenpools mit heißem Quellwasser beherbergt. Ein wunderbarer Luxus nach der anstrengenden Wanderung.

Taupo liegt am über 600 Quadratkilometer großen Kratersee Lake Taupo. Der riesige Krater entstand bei einem verheerenden Vulkanausbruch vor etwa 26 000 Jahren. In und um Taupo gibt es nach wie vor viel vulkanische Aktivität. Direkt in der Stadt gibt es einen kleinen Thermalfluss, der in den größeren Waikato River fließt. Man kann sich in kleine, natürliche Pools bei Badewannentemperatur hineinlegen (die niemals kalt wird), oder etwas näher an den großen Fluss herangehen und sich das geschichtet heiß-kalte Wasser nach Belieben zusammenmischen. Glücklicherweise waren wir früh morgens da, und mussten uns die warme Quelle nur mit wenigen anderen teilen. Als wir gerade gehen wollten, kamen Schulklassen und Reisebusse an. Da machten wir uns schnell von den Socken. Es gibt viele solcher heißer Flüsse in Neuseeland, sodass man problemlos auch ein einsames Plätzchen finden kann. 
 
Etwas Flussaufwärts besuchten wir uns die mächtigen Haka Falls des Waikato River. 

Haka Falls

Zwischen Taupo und Rotorua befinden sich mehrere vulkanische Parks. Wir besuchten die „Craters of the Moon“, „Wai-o-Tapu“ und das „Vulcanic Valley“. Alle sehr unterschiedlich. Wir waren auf dieser Reise bereits in vielen vulkanisch aktiven Regionen, und finden es immer wieder faszinierend. 

Craters of the moon

Wai-o-tapu

Wai-o-tapu

Vulcanic Valley

Vulcanic Valley

Vulcanic Valley

Nach Rotorua fuhren wir wieder ans Meer. In Taurangi kam Thomas wenigstens für ein paar Stunden mal wieder aufs Wasser. Am Abend wurden wir von einer netten Runde aus Neuseeländern und Südafrikanern zum Wein eingeladen, nachdem sich Christina nach deren Musik erkundigt hatte. Ein interessanter Abend. Ein erfahrener Kindernotarzt erzählte uns vom Arbeiten in Neuseeland. Er und seine Frau luden uns ein, sie in Auckland zu besuchen.  
 
Wir fuhren weiter nach Waihi Beach auf der Coromandel Halbinsel. Ein Mitpaddler, den wir auf dem Whanganui River kennengelernt hatten, hatte uns eingeladen, auf seinem kleinen „Campout“ zu wohnen. Nur wenige hundert Meter von mehreren schönen Stränden entfernt, hat er einen Garten, der mit Küche und Badezimmer, Überdachung, Grill und Möbeln ausgestattet ist. Wir genossen es, für zwei Tage nur wenige Meter zum Klo oder in die Küche laufen zu müssen, und diese mit niemandem zu teilen. Am zweiten Abend hatten wir ein leckeres gemeinsames Essen mit unseren Gastgebern. Tomaten-Mozzarella-Nudeln, Apple-Crumble mit Rhabarber und ein guter Rotwein! Lloyd gab uns umfangreiche Reisetipps für die Regionen, die wir noch zu bereisen planten, und malte uns sogar eine kleine Karte mit Empfehlungen. Er ist Kunstlehrer und reist in seiner Freizeit viel durchs Land. Neuseeländer sind einfach außergewöhnlich gastfreundlich!  

Lloydees Campout

Unser nächster Stopp galt dem berühmten „Hot Water Beach“, an dem sich das ganze Jahr über hunderte Touristen bei Ebbe auf ein kurzes Stück Strand pferchen, um sich dort ein Loch zu buddeln. Es gibt eine heiße Quelle unter dem Sandstrand, die warmes Wasser von unten hochquellen lässt und die Löcher in kleine Thermalpools verwandelt. Um dem größten Touristenstrom zu entgehen, gingen wir nachts hin. Wir spazierten also um Mitternacht los und mussten schnell feststellen, dass das keine besonders ausgefallene Idee war. Nichts desto trotz war natürlich deutlich weniger los als tagsüber, und so fanden wir schnell eine gute Stelle für den ersten Spatenstich. Das Loch wurde groß und gemütlich zum reinliegen, mit unterschiedlichen Heißigkeiten an verschiedenen Stellen, sodass wir - wie in einer Badewanne - ein bisschen rühren mussten, um die Temperaturen überall angenehm zu machen. Warmer Körper, kühler Kopf und ein prächtiger Sternenhimmel in der Nacht am Strand. Und der Gedanke: Was es alles gibt.

Coromandel ist bekannt für seine schöne Kalksteinküste, in die in vernünftigen Abschnitten schöne Sandstrände eingelassen sind, mit klarem Wasser zum Baden und Schnorcheln. Einer der bekanntesten Strände ist am Cathedral Cove, wo das Meer einen Durchgang durch die Kalksteinwand gewaschen, und damit zwei Strände verbunden hat. Hier trafen wir uns mit Jan, Sabine und Johanna, die wir von unseren Atlantikreisen an das Cap Ferret kennen. Wir hatten zufällig festgestellt, dass wir uns am anderen Ende der Welt auf einer ähnlichen Route befinden, und uns kurzerhand verabredet. Die Wanderung und der Strand waren zwar sehr schön, für neuseeländische Verhältnisse jedoch mächtig überfüllt. Wir freuten uns vor allem über die nette Gesellschaft.

Schoener Coromandel Strand

Weg zum Cathedral Cove

Cathedral Cove

Am nächsten Tag kreuzten sich unsere Wege nochmal zufällig am New Chums Beach. So hatten wir noch einen zweiten gemeinsamen Abend auf einem Campingplatz in Whangapoua, wo Thomas vom Campingplatzbesitzer Earl ein ordentliches Stück King Fish zum Abendessen geschenkt bekam. 


Wir verließen die Coromandel Halbinsel und fuhren weiter nach Northland in ein kleines, abgelegenes Dorf am Meer. Unser Campingplatz lag direkt an einer langen Bucht, über die die längste Fußgängerbrücke der südlichen Hemisphäre führt. Ein eher wackliges Konstrukt, jedoch sehr praktisch, da es die zwei Teilorte Whananakis auf kürzestem Weg verbindet. Mit dem Auto muss man einen 6km lagnen Umweg fahren. Die nette Campingplatzbesitzerin, eine Dame um die 70, zog jedes Mal die Blicke der Männer auf sich, wenn sie mit ihrem Lotus Elise den Platz anfuhr oder verließ – am Arsch der Welt. Thomas versuchte hier zu kiten, gab es aber aufgrund böiger Windverhältnisse bald wieder auf. Bei Ebbe machten wir einen ausgedehnten Spaziergang am menschenleeren Strand und kamen über die leergelaufene Bucht wieder zurück. 

Kreativer Briefkasten auf Spaziergang

Whananaki

Russel ist ein beliebter, hübscher Ferienort der Neuseeländer. Er liegt in der „Bay of Islands“, in der man segeln, fischen und mit Delfinen schwimmen kann, und wartet selbst mit schönen Restaurants, Cafés und Eisdielen auf. Wir verbrachten hier nur einen sonnigen Nachmittag und fuhren dann weiter auf einen kleinen Landzipfel nördlich von Kerikeri. Hier wohnen neben einem kleinen Campingplatz auch 4 oder 5 der seltenen Kiwi-Vögel. Der Campingpatz ist eine Art Aufklärungsstätte, die über die seltenen, nachtaktiven Laufvögel informiert und seine Besucher berät, wie man die Kiwis auf der Halbinsel am besten entdecken und beobachten kann. Es gibt nur wenige Orte in Neuseeland, an denen sie in der Wildnis noch gesehen werden. Die Population ist zwar insgesamt nicht so klein, jedoch schrumpft sie aufgrund der schlechten Überlebensrate der Eier und Jungvögel. Lediglich jedes 20ste Ei wird zum ausgewachsenen Kiwi. Wir machten uns also mit Einbruch der Dunkelheit auf, spannten rote Folien über unsere Taschenlampen und liefen schweigend durch den Wald. Immer wieder hörten wir die Tiere im Laub rascheln, konnten sie aber aufgrund des dichten Gebüschs nicht sehen. Nur Thomas erhaschte einmal einen kurzen Blick auf Kopf und Schnabel eines Kiwis, der sich schnell hinter einem Baum versteckte. Zu später Stunde gesellte sich noch ein Guide zu uns. Er erklärte einiges über die Vögel und zeigte uns einen verlassenen Kiwibau. Ganze viereinhalb Stunden wanderten wir durch die sternenklare, kalte Nacht, auf der Suche nach diesen verflixten Lieblingslaufvögeln der Neuseeländer.

Abendstimmung in der Naehe von Kerikeri

Von Kerikeri fuhren wir weiter auf die Karikari Halbinsel, die Thomas als geeigneten Kitespot ausfindig gemacht hatte. Wir blieben zwei Nächte auf einem Camping direkt am 15km langen Sandstrand der Halbinsel. So konnte Thomas die Zeit auf dem Wasser verbringen und Christina nebenher weiterschreiben.

Christina schreibt, Thomas wartet auf Wind

Am folgenden Tag fuhren wir weiter dem Cap entgegen. Wir besuchten ein Freilicht-Museum über die „Gumdigger“-Zeit, in der das Ausgraben und verkaufen von tausende Jahre altem Kauri-Harz die größte Wirtschaft des Landes war. Das Museum war zwar nicht besonders gepflegt, dennoch interessant gestaltet. Im Norden des 90 Mile Beach machten wir einen Spaziergang auf mächtigen Sanddünen und fuhren dann in die kleine Tapotupotu-Bucht: Ein wunderbares Bad in Abendsonne und glasklarem Meerwasser und ein schöner Stellplatz mit Meerblick für die Nacht.

Duenenspaziergang am 90 Mile Beach

Am Cape Reinga, dem fast nördlichsten Zipfel Neuseelands, fließen Pazifischer Ozean und Tasman See zusammen. Wo sie aufeinandertreffen, bilden sie eine Linie kollidierender Wellen. Es ist ein heiliger Ort für Maori, an dem laut Mythologie die Seelen ihrer Toten vorbeiziehen, auf deren Reise zurück zu ihrem Ursprung Hawaiki. Von den hohen Klippen hat man eine atemberaubende Umsicht auf Ozean, Meer, grenzenlos Wasser, Wellen, Blau. Thomas stellte eine ganze Weile einer Gruppe kleiner, süßer Laufvögel nach und machte schöne Fotos.

Laufvoegel am Cape Reinga

Cape Reinga

Wir fuhren den Nordzipfel wieder herunter in den Ort Ahipara, der sich an das südliche Ende des 90-Mile Beach schmiegt. Direkt gegenüber des endlosen Strandes steht die „Endless Summer Lodge“, ein wunderschönes altes Kauri-Haus, das ehemals zur Kirche gehörte. Eine junge Frau kaufte das Haus und öffnete seine Türen für Reisende und Urlauber. Boden, Küche und Möbel sind allesamt aus Kauri-Holz und in sehr gepflegtem Zustand. Der Garten ist schön bepflanzt und angelegt, mit einer Tischtennisplatte, Hängematten, Bänken, Stühlen und Tischchen mit Ausblick aufs Meer. Der Aufenthalt in dieser schönen Bleibe wurde uns von Lukas und Nici zu Weihnachten geschenkt, die nur einige Wochen vor uns hier waren. Was für ein tolles Geschenk! Wir danken euch vielmals für zwei wunderbar entspannte Tage! 

Kueche aus Kauriholz in der "Endless Summer Lodge"

Garten der "Endless Summer Lodge"

Unser letzter Stopp in Northland galt den letzten verbliebenen Uralt-Kauris. Der Baum wurde sowohl von Maoris, als auch von den Europäern massenhaft abgeholzt und in Häuser und Möbel umgesetzt. Zwischenzeitlich ist er geschützt, wird nachgezüchtet, ist jedoch durch eine weit verbreitete Seuche bedroht, die die nah an der Oberfläche wachsenden Wurzeln angreift. Die Wege führen deshalb auf Holzpanelen durch den Wald und es sind überall Reinigungsstationen für Schuhe angebracht. An der Westküste Northlands stehen noch einzelne, mehrere Tausend Jahre alte Kauris. Sie sind nicht so hoch wie Redwoods, wirken aber sehr wuchtig durch ihre breiten, geraden Stämme mit auslandenden Baumkronen.

Alter Kauribaum

Noch am selben Abend fuhren wir zurück nach Auckland, um mit unserem Autoverkauf nicht in Stress zu kommen. Wir gingen zurück in unsere erste Unterkunft und wohnten nochmal eine gute Woche im „Fat Cat“. Tatsächlich ging der Verkauf dann zügig über die Bühne und wir überließen unseren Liteace einem sympathischen, jungen Paar. So hatten wir noch einige stressfreie Tage in Auckland mit schreiben, recherchieren, Zoo besuchen und am Hafen entlang spazieren. Im „Fat Cat“ hatten wir eine nette Zeit mit anderen Reisenden beim Kochen, Diskutieren, Ideen austauschen, Frisbee- oder Schach spielen. Für die letzten zwei Nächte zogen wir ins Stadtzentrum, um von dort aus in der Nacht bequem den Flughafen erreichen zu können. An unserem letzten Abend trafen wir uns mit dem südafrikanischen Ehepaar, das wir in Taurangi kennengelernt hatten. Sie holten uns mit ihrer Tochter am Bus ab und luden uns zum Essen ein. Ein ausgesprochen schöner und interessanter, letzter Abend in Neuseeland mit super netten Menschen.

Neuseeland hat uns sehr gut gefallen. 

Nach einer knapp zweiwöchigen Rundreise durch Tasmanien, sind wir vor 3 Tagen in Melbourne angekommen und wollen ab morgen der „Great Ocean Road“ entlangfahren. Aber das wird dann im nächsten Eintrag erzählt :)

Nächsten Freitag fliegen wir nach Sri Lanka!

Wir hoffen bei Euch ist alles paletti und schicken Grüße aus Melbourne.

Christina und Thomas