Cartagena
In Cartagena waren wir insgesamt eine Woche. Wir kamen etwas
geraedert (von Bord der Stahlratte) an, Thomas mit einer Erkaeltung (die er
auch an Christina weiterreichte), Christina ein bisschen seekrank. Umso schoener
war es, dass wir uns fuer diese Erholungs- und Stadterkundungswoche bei unserem
Kapitaen Lulu und seiner ueberaus sympathischen Familie einnisten konnten. Wir
wohnten etwas ausserhalb der geschniegelten Altstadt, die als Wohngegend fuer
Einheimische viel zu teuer ist. Das war auch gut so, denn sonst haetten wir uns
in diese quirrlige, laute, nicht so aufgeraeumte Gegend vermutlich ueberhaupt
nicht hingetraut, weil wir nicht gewusst haetten, ob Touristen dort erwuenscht
sind. Ganz im Gegenteil dazu wurden wir in den Strassen nett gegruesst, sahen
viele Kinder spielen, sowie ausgelassene Versammlungen von Jung bis Alt. Vermutlich
war aufgrund der vorweihnachtlichen Ferienzeit mehr los als sonst. Eines Abends
liefen wir in die Stadt, um Essen zu gehen und kamen an einer Veranda vorbei,
auf der sich bestimmt 20 aufmerksame Kinder um eine Vorleserin scharten. Ein
schoener Anblick. Der Nachteil fuer uns an diesem Viertel hingegen war der Hang
zu lauter Musik. Grosse, laute Boxen gelten als Prestigeobjekte und werden von Jedem,
der es sich leisten kann, vor der Tuere aufgebaut und aufgedreht - ohne
Dezibel- oder Zeitgrenzen – je lauter, desto besser. Schlafen war also nicht so.
Die bunte, koloniale Altstadt mit vielen bepflanzten
Holzbalkonen ist gespickt mit Laeden, Hotels, Restaurants und Cafes. Aufgrund
der kolumbianischen Ferien erwischten wir eine sehr belebte Zeit, in der viele
ihre Weihnachtseinkaeufe erledigten. Die Altstadt ist von einer 11km langen, massiven
Stadtmauer umgeben, auf der man einmal um sie herum laufen kann. Diese Mauer
wurde im 17. und 18. Jahrhundert ueber einen Zeitraum von 200 Jahren von den
Spaniern errichtet, um die wohlhabende Stadt vor den haeufigen Angriffen von
Piraten besser schuetzen zu koennen. Etwa 20 Jahre nach Fertigstellung, 1811,
gewannen die Kolumbianer den Krieg um ihre Unabhaengigkeit und nahmen somit
auch die Stadt samt neuer Mauer in ihren Besitz. Im „Palast der Inquisition“ bekamen
wir eine informative Fuehrung zur Geschichte der Stadt in gutem, jedoch schwer
verstaendlichem Englisch. Hinterher stellte sich heraus, dass der Privatfuehrer
astreines Deutsch sprach. Er erzaehlte uns ganz begeistert von seiner frueheren
Deutschlehrerin aus Hannover, und dass er das Deutschsprechen vermisse. Leider
hatte er uns aufgrund von Christinas Kansas-Slang fuer Amerikaner gehalten und
deshalb gar nicht erst gefragt. Tja, so kanns gehen J. Das Castillo San Felipe de
Barajas, ebenfalls zum Schutz vor Seeraeubern errichtet, gewaehrte uns noch einige
schoene Ausblicke ueber die Stadt und den Atlantik.
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Blick aus Lulus Haus |
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In der Altstadt |
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Blick auf Skyline und Altstadt (rechts hinten) |
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Castillo San Felipe de Barajas |
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In unserem Lieblingsrestaurant |
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Im Palast der Inquisition |
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Altstadt |
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Altstadt |
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Weihnachtsstimmung in der Altstadt |
Santa Marta
Santa Marta, die erste Kolonialstadt der Spanier in
Kolumbien (1524), liegt weiter nordoestlich an der Karibikkueste Kolumbiens.
Sie ist kleiner, auch schoen, fuer uns aber nicht so sehenswert wie Cartagena.
Beeindruckend jedoch ist die hinter der Stadt aufragende Sierra Nevada de Santa
Marta. Mit 5775 m beherbergt sie den hoechsten Berg Kolumbiens und ist
gleichzeitig das hoechste Kuestengebirge der Welt. Wenn man in das Gebirge
vordringt, kann man nur wenige Kilometer von der Karibikkueste entfernt einen
schneebedeckten Berg sehen. Wir wohnten hier in dem fuer uns bisher schicksten
Hostel und verbrachten die Tage um Weihnachten herum vorwiegend mit schreiben
und organisieren. Nach Weihnachten unternahmen wir einen 2-Tages Ausflug in den
etwas oestlicher gelegenen, beliebten Tayrona Nationalpark. Umgeben von
tropisch bewaldeter Berglandschaft finden sich hier wunderschoene, raue
Karibikstraende. Das Markante der Landschaft sind die vielen riesigen,
rundgeschliffenen Steinfelsen, die teilweise in zwei glatt gebrochenen Haelften
daliegen. An den meisten Straenden im Park darf aufgrund lebensgefaehrlicher
Stroemungen nicht geschwommen werden. Es gibt jedoch ein paar Straende, die
durch vorgelagerte Felsreihen etwas geschuetzter sind. Wir uebernachteten in
Haengematten und nutzten den ruhigen Morgen, um auf dieser Reise vermutlich zum
letzten Mal in den Atlantik einzutauchen.
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Auf dem Weg nach Santa Marta |
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Abendstimmung in Santa Marta |
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Weihnachtsbeleuchtung in Santa Marta |
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Leuchtende Echse im Tayrona Park |
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Tayrona Park |
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Tayrona Park - Felsformationen |
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Abendstimmung |
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Abendstimmung |
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Rauer Atlantik |
Bogota
Bogota ist riesig. Mit 8-9 Mio Einwohnern ist es eine der
groessten Staedte Suedamerikas. Es liegt in den Anden auf etwa 2600m Hoehe und
wird im Osten von einer Bergkette gesaeumt. Als Tourist kann oder sollte man
sich nur in wenigen Stadtteilen aufhalten. Wenn man jedoch mit dem Taxi oder
Bus unterwegs ist, bekommt man durchaus ein Gefuehl fuer ihre Groesse und Diversitaet:
Gegenueber von Regierungsgebaeuden ein Viertel oeffentlichen Drogenkonsums, ein
Reichtumsgefaelle von Nord nach Sued und so weiter. Daneben ist Bogota auch
eine Stadt, die viel Kunst und Kultur zu bieten hat: von der groessten
praekolumbischen Goldsammlung weltweit ueber internationale und nationale
Kunstmuseen (Botero), einen grossen botanischen Garten, bis hin zu
vielfaeltiger Strassenkunst (und das ist nur der Teil, den wir besichtigt
haben). Vor allem die Strassenkunst hatte es uns hier angetan. Aufgrund einer
Duldung, wie sie auf der Welt sonst kaum zu finden ist, gegenueber dieser
oeffentlichen, oft politischen Kunst, sammeln sich hier Kuenstler aus der
ganzen Welt, vor allem aber aus Kolumbien. Eine Schaetzung belaeuft sich auf
etwa 5000 aktive Sprayer. Viele haben sich hier niedergelassen, um dieser Leidenschaft
sorgenloser nachgehen zu koennen. Flaechen gibt es genug und man muss maximal
mit einer Geldstrafe rechnen, wenn man erwischt wird. Manche Polizisten seien sogar
eher angetan, und wuerden manchmal kuenstlerische Ratschlaege erteilen, anstatt
Strafen zu vergeben. Wir machten die beruehmte Graffiti-Tour mit, auf der uns
ueber unterschiedliche Kunstformen, Kuenstler, die Bedingungen, die Stadt,
Politik und Geschichte berichtet wurde. Neben verschiedenen Graffitis findet
man unter anderem lebensgrosse, den einfachen Leuten gewidmete Statuen, die an
den oberen Stockwerken von Haeusern befestigt sind, sowie Sticker an Schildern
und Rohren oder Figuren an Hauswaenden. Je nach Kuenstler einfach Bilder zum Ansehen
und wirken lassen, oft aber auch Auseinandersetzungen mit der Gesellschaft,
Geschichte und Politik. Fast gleich wo man laeuft oder mit dem Taxi unterwegs
ist und sich die Strassen und Bilder genauer ansieht, immer wieder entdeckt man
kleine, geniale Details. Definitiv ist die Strassenkunst praegend, fast eine
Art Wahrzeichen fuer Bogota, was hoffentlich in Zukunft (es gibt einen neuen
Buergermeister) so bleibt.
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Streetart mit vielen Details |
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Kuna Frau |
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Politische Kunst |
Auch das Goldmuseum war beeidruckend. Es zeigt vor allem
Kunst und Nutzgegenstaende der indigenen Voelker Suedamerikas. Man lernt etwas
ueber die Materialien und Techniken, die sich ueber der Zeit veraenderten, vor allem
aber bekommt man viel, viel Gold zu sehen. Das Botero (Kunst-) Museum hat
ebenfalls viel zu bieten. Nicht alles was uns gefiel, aber durchaus
interessant. Botero hat einen sehr eigenen Stil. Alle Formen werden in
ueberzeichneten Proportionen dargestellt, schlicht – ob Obst, Tier oder Personen,
alles ist dick. Das Nationalmuseum (Geschichte), in einem alten Gefaengnis untergebracht, ist
schoen gestaltet, allerdings komplett auf Spanisch und war fuer uns viel
Wiederholung zur Ausstellung des Goldmuseums.
Noerdlich der Stadt ist eine beruehmte Kathedrale, die in
einem Salzbergwerk untergebracht ist. Sie gefiel uns zwar nicht besonders,
dafuer kamen wir in den Norden der Stadt und konnten bei dieser Gelegenheit das
Millenium-Bussystem testen, auf das Bogota sehr stolz ist. Es ist organisiert
wie eine Metro ohne Schienen und ist besonders fuer die Randbezirke ein Segen,
deren Fahrzeit in die Stadt sich dadurch immens verkuerzt hat. Es sei das
Bussystem mit dem hoechsten Passagierdurchsatz weltweit, hat man uns erzaehlt.
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Museo de Oro |
Weil wir viel Zeit in Bogota verbrachten, zogen wir zwei Mal
um, um unterschiedliche Stadtviertel kennenzulernen. Zunaechst wohnten wir in
La Candelaria, dem aeltesten Stadtteil Bogotas. Hier wurde die Stadt von den
Spaniern gegruendet, beziehungsweise die ersten Haeuser gebaut. Aus diesem
Grund ist das Viertel im Kolonialstil. Die meisten Haeuser sind einstoeckig,
bunt und recht gut erhalten. In La Candelaria gibt es viele Hostels und
dementsprechend auch Gastronomie, es ist aber auch Treffpunkt vieler Studenten
der nahegelegenen Universitaet. Auf einem kleinen, zentralen Platz (dem
aeltesten der Stadt) sitzen abends – aehnlich wie in Tuebingen – die Leute in
Gruppen und trinken ein Bier oder Chicha (alkoholisches Getraenk aus
fermentiertem Mais) zusammen. Weiter im Norden gibt es ein Viertel namens
Chapinero, in dem grosse, schicke Malls, sowie viele Restaurants und Bars zu
finden sind. Obwohl uns dieser Teil nicht so gut gefiel, waren wir doch froh,
mal aus dem kleinen, beschaulichen La Candelaria rauszukommen und noch andere
Atmosphaeren aufzuschnappen. Beeindruckt hat uns das Preisgefaelle, das wir auf
einem Ausflug besonders zu spueren bekamen. Waehrend wir uns normalerweise nur
in relativ teuren (fuer Touristen sicheren) Gegenden aufgehalten hatten, kamen
wir auf einer Tour durch den deutlich aermeren Sueden der Stadt. Ein Croissant,
das in der Mall (im Norden) etwa 1,50 Euro gekostet hatte, kostete in La
Candelaria etwa 70 Cent und in einer kleinen Baeckerei nahe der suedlichen
Stadtgrenze noch etwa 5-10 Cent.
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In La Candelaria - man beachte den Jongleur |
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Am Plaza Bolivar |
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Am Plaza Bolivar |
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La Candelaria |
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In unserem schoenen Hostel |
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La Candelaria |
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Unendliche Stadt - Blick vom Monserrate |
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La Candelaria |
Ein Ausflug,
der uns besonders gefiel, ging in den nahegelegenen Sumapaz Nationalpark.
Dieser Park beheimatet eine sehr seltene Vegetationsform, die Paramo genannt
wird und nur in drei weiteren Laendern zu finden ist. Das Paramo findet sich in
Hoehen zwischen 3200 und 4800 m und zeichnet sich durch spezielle Pflanzen
(Espeletia) aus, die anhand feinster Haerchen kleine Wassertropfen aus den
Wolken aufnehmen und in den Boden weiterleiten. Dieses Wasser laeuft in Seen
und Fluessen zusammen und versorgt, im Falle des Sumapaz Nationalparks, den
suedlichen Teil Bogotas mit Trinkwasser. Unser Guide, Andres, beschrieb das
Oekosystem als eine wasserreiche Wueste – trotz des vielen Wassers ist es ein
eher lebensfeindlicher Ort mit geringer Vielfalt an Pflanzen und Tieren. Es
leben auch kaum Menschen in den Paramogebieten, weil die Wetterbedingungen hart
sind und der Boden wenig fruchtbar ist. Fuer uns stellte sich das in einer sehr
eigenen, nie zuvor gesehenen, jedoch wunderschoenen Berg- und Seenlandschaft dar.
Wir wanderten zwischen 3600 und knapp 4000m Hoehe (3987, ums genau zu nehmen J). Das Wetter war gut,
wir hatten meist gute Sicht und wurden nur auf den letzten Metern etwas
eingeregnet. Im Vorfeld wurden wir von Andres auf sehr wechselhafte Bedingungen
eingestellt. Wolken hat es da oben immer, da sie an den Bergen haengen bleiben.
Andres, der in Bogota geboren und aufgewachsen ist, konnte
uns viel ueber seine Stadt und ihre Entwicklung erzaehlen. Ein sehr gelungener
Tag.
Morgen geht unser Abenteuer auf dem amerikanischen Kontinent
zu Ende und wir steigen in einen Flieger Richtung Neuseeland. Genaugenommen
steigen wir in 3 Flieger: nach Lima, nach Santiago de Chile und schliesslich
nach Auckland. Obwohl wir gerne noch vieles in Suedamerika gesehen und erlebt
haetten, freuen wir uns nun sehr auf den anstehenden Abschnitt.
Frohes Neues!
Christina und Thomas
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